Dort habe ich ein Verteilungsproblem. Wenn man einmal eine Sozialwohnung hat, kann man immer drin bleiben. Daher wären wir für eine Anpassung des Mietzinses, sobald man nicht mehr förderwürdig ist. So kann man die Wohnung behalten, und es entfällt das Argument, dass dann nur die Allerärmsten im Gemeindebau wohnen. Das geschieht etwa in Deutschland, und es regt niemanden auf.
Wie viele Verträge wären in Österreich betroffen?
Rund 70 Prozent aller Mieter. Alleine eine Anhebung in Wien auf rund 6 bis 7 Euro würde etwa 120 Millionen Euro im Jahr bringen. Mit diesem Betrag könnte man weitere Sozialwohnungen errichten.
Zurück zu den geplanten Richtwertmieten: Im Verhältnis zu der Gesamtmenge sind es doch vergleichsweise wenig Betroffene. Diese Streiterei alle zwei Jahre verstehe ich nicht, weil es im Gesetz steht, dass es eine Wertsicherung gibt und wie diese zu berechnen ist. Alle andere Gebühren werden ja auch entsprechend angehoben. Zugleich versucht man den Vermietern immer mehr an Aufgaben zuzuordnen.
Zum Beispiel?
Etwa was Energiesparen betrifft. Die geforderten Werte sind teilweise gar nicht erreichbar, gerade bei Gründerzeithäusern. Soll man jetzt alle abreißen und energetisch richtige Plattenbauten hinstellen? Oder was das Heizen betrifft. Alle sehen ein, dass Gas und Öl keine Zukunft haben. Aber diese Heizformen innerhalb weniger Jahre zu verbieten, wird an der Umsetzung scheitern. Denn mit was soll ich im städtischen Bereich heizen? Das geht dort nicht mit Pellets oder Wärmepumpen. Und die Fernwärme ist nicht so ausgebaut, dass ich ein Haus anschließen kann. Es fehlt auch die Kapazität, und je mehr damit heizen wollen, desto mehr Gas wird dafür benötigt.
Und wer zahlt die Umbauten im Haus?
Mieterhöhungen sind nicht möglich. Man kann aber aus einem alten Golf keinen Ferrari machen. Und die Altmieter haben auch keinen Anspruch darauf. Das ist teilweise Showpolitik, die bei den Eigentümern abgelagert wird. Ja, es sind auch die Werte der Häuser gestiegen, nur von einem Haus kann ich nichts abbeißen. Außer ich verkaufe es.
Ausgerechnet in Wien sind die Richtwerte sehr tief ...
Der zweitniedrigste Wert nach dem Burgenland! Normalerweise sind ja im städtischen Bereich die Mieten hoch, aber die Berechnung berücksichtigt auch den sozialen Wohnbau, so ist der Wert gesunken. Das wurde vom Höchstgericht bestätigt. Wirtschaftlich gesehen sind die tiefen Richtwerte ein Unding. Zudem wurde es nach der OGH-Judikatur schwerer, einen Lagezuschlag zu verlangen.
Was würden Sie sich für diese Wohnungen wünschen?
Man wird sich überlegen müssen, wie man zu einem liberaleren Mietzins kommt. Gerade weil man sich in Österreich und vor allem Wien nicht vor einem Manchester-Liberalismus am Wohnmarkt fürchten muss, aufgrund der vielen Sozialwohnungen.
Wie bewerten Sie die Reform der Maklergebühr?
Das Ergebnis wird sein, dass viel weniger Makler beschäftigt werden, wenn richtig ist, wie die Mietervertreter immer behaupten, dass es ein reiner Anbietermarkt ist und die Wohnungen ohnehin aus der Hand gerissen werden. Aber die Streitigkeiten werden stark steigen, weil der Makler unter Haftung steht und im Sinne beider Parteien darauf achten muss, dass alles gesetzeskonform abläuft. Oder es
kann passieren, dass sich Leute nicht zu vermieten trauen, oder es gibt Massenbesichtigungen, wo sich die Interessenten gegenseitig überbieten.
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