Prognose: Neun von zehn neue Jobs an Nicht-Österreicher
Erstaunlich rasch verändert sich das Gesicht des heimischen Arbeitsmarktes. Es wird vor allem älter, weiblicher und internationaler, wie jetzt ein 10-Jahres-Vergleich des AMS zeigt. Demnach wuchs das Arbeitskräfteangebot (unselbstständig Beschäftigte + Arbeitslose) seit 2009 um 452.000 Personen bzw. 13 Prozent auf erstmals mehr als vier Millionen Menschen im Jahresschnitt 2018. Der Zuwachs ist ungleich verteilt, denn 82,5 Prozent der neu entstandenen Jobs gingen an Nicht-Österreicher (siehe Grafik).
Internationalisierung
Die zusätzlichen Arbeitskräfte kamen in den vergangenen zehn Jahren zum überwiegenden Teil aus den 2004 der EU beigetretenen osteuropäischen Ländern, allen voran Ungarn mit 75.000. „Die Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedsländern trug ganz entscheidend zum Wachstum des Arbeitskräftepotenzials bei“, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf.
Die zweitgrößte Zuwanderergruppe waren die Drittstaaten-Länder mit 81.000, wobei etwa die Hälfte auf Flüchtlinge entfällt. Stark war der Zuzug aus Rumänien, Bulgarien sowie zuletzt Kroatien, während die übrigen EU-Länder mit Ausnahme von Deutschland (31.000) kaum ins Gewicht fallen.
Laut Synthesis-Prognose im Auftrag des AMS wird sich der Zuzug auf den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren etwas abschwächen. Pro Jahr wird mit 41.700 neuen Jobs gerechnet, wobei neun von zehn zusätzlichen Arbeitskräften einen Migrationshintergrund haben werden.
Mehr Arbeitslose
Die starke Migration zeigt sich auch in der Arbeitslosenstatistik. Während es bei den Inländern nur einen moderaten Anstieg auf 216.000 Arbeitslose im Jahresschnitt 2018 gab, hat sich die Zahl der ausländischen Jobsuchenden binnen zehn Jahren auf 95.000 verdoppelt.
Altersverschiebung
Interessant, wie rasch sich Alters- und Ausbildungsniveau verschieben. Während die Zahl der unter 25-Jährigen am Arbeitsmarkt um elf Prozent schrumpfte und jene im Haupterwerbsalter konstant blieb, legte die Gruppe der über 50-Jährigen binnen zehn Jahren um 69 Prozent oder 459.000 Personen zu.
In der relativ kurzen Zeit verringerte sich der Anteil an Personen mit maximal Pflichtschule von 41 auf 37 Prozent, während sich der Akademikeranteil von 13 auf 18 Prozent erhöhte. Weil aus dem Ausland vor allem Männer kommen, stieg der Frauenanteil am Arbeitsmarkt nur leicht auf 46,3 Prozent. Die EU-Kommission lobt in ihrem Länderbericht für Österreich zwar die steigende Frauen-Erwerbsquote, verweist aber zugleich auf die hohe Teilzeitquote von 47 Prozent, die weit über EU-Schnitt liegt.
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