Warum Österreichs Privatspitäler einen Patienten-Boom verzeichnen

Surgeons Performing Surgery On Patient In Operating Room
Seit 2019 ist die Zahl der Aufenthalte um mehr als zehn Prozent gestiegen. Dies liegt nicht nur an den kürzeren Wartezeiten.

Bereits rund 3,5 Millionen Menschen im Land, das sind knapp 30 Prozent der Bevölkerung, verfügen über eine private Krankenzusatzversicherung. Sie bietet etwa im stationären Bereich eine Wahlarztmöglichkeit sowie eine bessere Unterbringung – auch in Privatkliniken. 

Diese profitieren zunehmend vom Zustrom zur privaten Gesundheitsvorsorge. Laut dem Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs stieg zwischen 2019 und 2023 die Zahl der Aufenthalte um 10,7 Prozent, während die der öffentlichen Spitäler im selben Zeitraum sank.

Insgesamt suchen rund 130.000 Patienten im Jahr, zum Teil auch aus dem Ausland, Privatkliniken auf. Das sind mehr als alle stationären Aufnahmen des Bundeslandes Salzburg pro Jahr. „Ohne private Gesundheitsvorsorge wäre das öffentliche Gesundheitssystem für alle teurer. Wir decken spezielle Bedürfnisse ab, damit der öffentliche Sektor eine bedarfsgerechte Grundversorgung ermöglichen kann“, sagt Verbandspräsident und Geschäftsführer der Klinik Diakonissen Linz, Josef F. Macher.

Dass private Zusatzversicherungen und infolgedessen die Privatspitäler einen verstärkten Zulauf haben, liegt laut einer repräsentativen Erhebung von Peter Hajek Public Opinion Strategies unter 1.000 Befragten vor allem an kurzen Wartezeiten auf Operations- und Arzttermine sowie daran, dass sich Ärzte mehr Zeit für die Patienten nehmen würden (siehe Grafik).

Gründe für eine private Krankenzusatzversicherung

Generell bestehe ein positives Bild der privaten Krankenversorgung. „Zwei Drittel der Befragten sehen die Existenz von Wahlarztordinationen und Privatspitälern positiv und 71 Prozent der Befragten betrachten das private Gesundheitssystem als wertvolle Ergänzung zum öffentlichen System“, sagt Hajek.

Meinung zut privaten Gesundheitsversorgung

Hinzu kommt, dass die Zahl der Kooperationen zwischen öffentlichem System und privaten Anbietern sukzessive wächst, wie die jüngsten Beispiele in Wien zeigen. So haben etwa die Mavie Med Privatkliniken fast 1.400 Covid-Patienten während der Pandemie versorgt. 

Und auch jetzt übernehmen Privatspitäler wie das Rudolfinerhaus oder die Wiener Privatklinik Patienten aus dem öffentlichen System, vor allem in den Bereichen Chirurgie und Orthopädie, um dieses zu entlasten. „Privatkliniken sind heute systemrelevant. Wir verstehen uns klar als Partner des öffentlichen Gesundheitssystems. Dieses muss funktionieren, weil wir alle davon abhängen. Ein Zusammenbruch wäre eine Tragödie“, so Wiener Privatkliniken-Geschäftsführer Thomas Ebm.“

Volkswirtschaft

Einer Economica-Studie zufolge sind bereits ein Viertel der Gesundheitsausgaben in Österreich privat. Schon jetzt beträgt der Anteil der Privatspitäler bei bestimmten aufwendigen OPs bis zu 10 Prozent. Eine Übernahme der drei anteilsmäßig häufigsten Operationen von Privatpatienten durch öffentliche Krankenanstalten wäre mit volkswirtschaftlichen Kosten von 71,3 Millionen Euro infolge entgangener Arbeitsleistung und zusätzlicher direkter Behandlungskosten verbunden.

Hinzu kämen Investitionskosten für die dann im öffentlichen Bereich notwendige Kapazitätsausweitung. Und ohne Privatkliniken würden sich die OP-Wartezeiten deutlich verlängern: bei Hüftprothesen plus 39 Tage, bei Knieprothesen plus 48 Tage und bei Grauer Star-OPs plus 51 Tage. „Privatpatienten leisten damit einen bedeutsamen Beitrag zur Entlastung des Solidarsystems, denn es fließen keine Steuergelder in den Finanzierungsfonds der Privatkrankenanstalten“, so Werner Fischl, Vizepräsident des Verbandes und Geschäftsführer der Mavie Med Privatkliniken.

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