Privat-Pleiten: Deutsche jetzt schneller schuldenfrei

Rund 90.000 Deutsche müssen jährlich den Gang zum Konkursrichter antreten. Ab 1. Juli können sie aber schneller neu durchstarten. Die Mindestdauer des Insolvenzverfahrens wurde von sechs auf fünf Jahre verkürzt. Außerdem kann es jetzt sogar auf drei Jahre verringert werden, wenn der Schuldner den Gläubigern 35 Prozent Quote und die Verfahrenskosten bezahlt. Generell wird im deutschen Privatkonkurs keine Mindestquote verlangt. "Die Deutschen haben uns mit ihrem Modell ohne Mindestquote überholt", sagt Hans Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen. "Jetzt geben sie ihren Leuten einen zusätzlichen Anreiz, noch schneller mit dem Verfahren fertig zu werden."

In Österreich nehmen rund 9000 überschuldete Personen pro Jahr einen Privatkonkurs in Angriff. Das Verfahren dauert sieben Jahre, und es muss eine Mindestquote von zehn Prozent erfüllt werden, um eine Restschuldbefreiung zu erlangen. Dazu gibt es zwei Varianten: Das Zahlungsplan- und das Abschöpfungsverfahren.

"Im Abschöpfungsverfahren können sie aber schon nach drei Jahren, wenn sie 50 Prozent der Schulden beglichen haben, eine Schuldbefreiung beantragen", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform: "Ich halte die deutsche Variante mit 35 Prozent für nicht uninteressant." Die Gläubiger kommen in kürzerer Zeit zu einer höheren Quote." Die meisten österreichischen Pleitiers wählen aber das Zahlungsplanverfahren.

"In diesem Fall bietet der Schuldner seinen Gläubigern binnen sieben Jahren eine Quote an, die meist deutlich höher als zehn Prozent ist", weiß Weinhofer. Indes lehnt der Insolvenzexperte die Abschaffung der Mindestquote im Privatkonkurs ab, wie es die Schuldnerberatungen fordern: "Da würde sich kein Schuldner mehr bemühen, einen entsprechenden Beitrag zu einer Quote zu leisten." Schuldnerberater Grohs versteht diese Sichtweise nicht. "Ich halte das für einen Mythos", sagt er. "Die meisten Betroffenen haben ein großes Interesse, wieder schuldenfrei zu sein, weil Schulden eine schwere Belastung sind." Fakt ist: Im österreichischen Regierungsprogramm ist eine Novelle des Privatkonkurses nicht vorgesehen.