Preiskampf auf den Flughäfen

Preiskampf auf den Flughäfen
Wachstum kommt von den Billig-Airlines, Airports wehren sich gegen neue Gebühren-Regeln

Europas Flughäfen geraten durch den Aufwind der Billig-Airlines immer stärker unter Druck. Seit 2012 erhöhte sich die Zahl der Passagiere um 534 Millionen auf 2,23 Milliarden Fluggäste. Der Luftverkehr wird in den nächsten Jahren wesentlich schneller wachsen als die Gesamtwirtschaft und die Passagierzahl wird sich laut Prognose des Airports Council International (ACI) bis 2040 verdoppeln. Doch 99 Prozent des Wachstums auf den 20 größten Airports in Europa kommt von den Low-Cost-Carriern. Diese fliegen nicht nur kostengünstig Point-to-Point-Verkehr, sondern bauen auch die Langstrecken aus.

Die gemütlichen Zeiten, als mehrheitlich staatliche Flughäfen auf Kosten der Airlines und der Passagiere fette Monopolrenten abschöpften, sind längst vorbei. Nicht nur Ryanair, easyJet, Norwegian und Co. verhandeln in zuvor nicht gekannter Härte über die Start- und Landetarife, auch die etablierten Airlines legen nach. „Die Full-Service-Carrier haben von den Low-Costern gelernt“, berichtet ACI-Generaldirektor Olivier Jankovec.

Fast die Hälfte von Europas 469 Airports schreibt rote Zahlen, vor allem die Klein-Flughäfen. Mit einer durchschnittlichen Profitabilität von 8,5 Prozent auf das eingesetzte Kapital rangieren Europas Hubs weit hinter Asien und den Wachstumsmärkten. Mehr als die Hälfte der europäischen Flughäfen hat inzwischen private Aktionäre.

Von der EU-Kommission droht nun zusätzliches Ungemach. Da die Airlines nach wie vor über zu hohe Gebühren wettern, will Brüssel die Entgeltrichtlinie novellieren. Mit dem Ziel, die Zusatz-Umsätze aus Shopping, Parken, Immobilien-Erträgen etc. bei der Kalkulation der Airline-Gebühren zu berücksichtigen. Diese Einnahmen entwickeln sich unterschiedlich. Während die Shopping-Umsätze europaweit zurückgehen („hauptsächlich Erstflieger kaufen ein, Vielflieger shoppen nicht mehr am Airport“), steigen die Einnahmen aus Gastronomie, Autovermietung und Werbung.

Infrastruktur-Kosten

„Die Airlines sind nicht bereit, die vollen Infrastruktur-Kosten zu bezahlen“, kritisiert Jankovec. Den Flughäfen würden im Jahr rund fünf Milliarden Euro fehlen, die man sich an anderen Einnahmen holen müsse. Der ACI-Chef war zu Wochenbeginn auf Lobbying-Tour in Wien, bei den Parlamentsparteien und bei Verkehrsminister Norbert Hofer.

Die Airports hätten ihre Kosten seit 2008 bereits um mehr als 12 Prozent gesenkt, argumentiert Jankovec. Ein Viertel davon entfiel auf die Mitarbeiter, 33 Prozent auf Kommunukation, Energie und Entsorgung und kanpp 53 Prozent auf Maintenance. „Man kann die Zitrone auspressen, aber es gibt ein Limit. Sonst verschlechtert sich die Qualität“, argumentiert der ACI-Chef. Die Sicherheit könne nicht beeinträchtigt werden, die Security-Bestimmungen sind gesetzlich vorgegeben.

Eine Änderung des Gebührensystems würde sich negativ auf die Investitionstätigkeit der Flughäfen auswirken. Der Ausbau von Kapazitäten würde eingefroren oder aufgeschoben.

Den Airlines könnte das durchaus recht sein, mutmaßt der ehemalige Airline-Manager und Mitarbeiter der EU-Kommission. Denn die Vergrößerung eines Flughafens locke Konkurrenz-Airlines an. British Airways etwa habe den Ausbau von Heathrow nicht unterstützt, „ich frage mich, ob AUA und Lufthansa in Wien den Bau der dritten Piste unterstützen?“

Unzufriedene Passagiere

37 Prozent aller Passagiere in Europa fühlen sich übrigens von den Airlines schlecht behandelt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Fluggast-Portals AirHelp unter mehr als 7000 Befragten. Rund ein Drittel gab an, einmal auf Grund von Flugproblemen auf einem Airport gestrandet zu sein, nicht ausreichend Informationen, Hilfe oder kein Essen und Getränke vor Ort erhalten zu haben. 

14 Prozent der befragten Fluggäste kritisierten, beim Fliegen zu wenig Beinfreiheit zu haben. Fast jeder Zehnte war zumindest einmal mit unhöflichen Mitarbeitern konfrontiert.

Kommentare