Preisdruck bei Bioprodukten steigt

Preisdruck bei Bioprodukten steigt
RWA-Chef Wolf fürchtet um Märkte in Deutschland. Handelsstreit bringt neue Gefahren für EU

Die Biolandwirtschaft ist in Österreich eine Erfolgsgeschichte. Die Bio-Flächen sollen heuer laut Prognose auf 25,8 Prozent der Gesamtanbaufläche steigen. In den vergangenen Jahren gab es vor allem beim Ackerbau deutliche Zuwächse. Ein beträchtlicher Teil der Bio-Lebensmittel werden derzeit nach Deutschland exportiert. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht. Bei allen landwirtschaftlichen Produkten beträgt die Exportquote nach Deutschland rund ein Drittel. Bei einigen österreichischen Bioproduzenten ist der Exportanteil deutlich höher.

Der Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria (RWA), Reinhard Wolf, geht davon aus, dass „der Preisdruck im Bio-Sektor steigt“. Nicht nur weil in Österreich mehr produziert und ein „Sättigungseffekt“ eintreten wird, sondern vor allem wegen massiver Bemühungen in Deutschland, den Bio-Anteil anzuheben.

Deutschland holt auf

Derzeit werden in Deutschland weniger als zehn Prozent der Anbaufläche für Biolandwirtschaft verwendet. Bis 2030 soll laut dem Koalitionsübereinkommen der deutschen Bundesregierung der Anteil auf 20 Prozent steigen. Vor allem in den vergangenen Monaten hat es in Deutschland verstärkte Bemühungen gegeben, den Biosektor auszubauen. Damit würde der wichtigste Exportmarkt „weniger aufnehmen“, verweist Wolf auf die Konsequenzen. Eine höhere Eigenproduktion und weniger Exporte sind die neuen Rahmenbedingungen für die Biolandwirtschaft . Die RWA verkauft sowohl Produkte für die Biolandwirtschaft als auch für den konventionellen Anbau.

Weiteres Ungemach droht den heimischen Bauern wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China. Der Konflikt hat dazu geführt, dass China seine Soja-Importe aus den USA reduziert hat. US-Präsident Donald Trump macht seither Druck auf die EU, mehr Soja in den USA einzukaufen. Ein ähnliches Szenario könnte es auch bei Getreide geben. Wenn China in Zukunft sein Getreide nicht mehr in den USA einkauft, dann werde die Regierung in Washington versuchen, „US-Getreide am EU-Markt zu verkaufen“, ist Wolf überzeugt. Trump würde dann wohl wie beim Soja mit Sanktionen drohen, wenn die EU nicht größere Mengen an Getreide in den USA einkauft. Eine detaillierte Preisprognose für Getreide hält Wolf derzeit nicht für möglich. Die weltweite Produktion war im Vorjahr zwar gesunken, aber es gibt noch Reserven wegen der Überproduktion in den Jahren zuvor.

Neue Geschäftsmodelle

Die RWA ist seit Jahren bemüht, zusätzlich zum klassischen Agrarbereich und dem Verkauf von Treibstoffen sowie landwirtschaftlichen Geräten neue Geschäftsfelder zu etablieren und zu erweitern. Dazu gehört auch das Online-Geschäft sowie smart farming oder zuletzt der Einstieg in den Verkauf von Fotovoltaikanlagen. Die Preis der Anlagen ist seit Jahren kontinuierlich gefallen, was die Rentabilität deutlich erhöht hat. Wolf denkt vor allem an die großen Dachflächen von landwirtschaftlichen Gebäuden. Diese würden sich für Solarenergie gut eignen.

Allerdings wünscht sich Wolf Änderungen im geltenden Gesetz für Erneuerbare Energieträger. Derzeit kann man den erzeugten Strom selbst nützen oder ins Stromnetz einspeisen. Wolf wünscht sich, dass die Produzenten von Solarstrom diesen künftig auch an den Nachbarn verkaufen können. Die dafür notwendige Gesetzesänderung wird so bald nicht kommen. Dafür bedarf es einer neuen Bundesregierung.

Der Lagerhaus- und Mischkonzern RWA (Raiffeisen Ware Austria) hat den Umsatz im Vorjahr von 6,7 auf  sieben  Milliarden  Euro gesteigert. Davon entfielen 2,5 Milliarden  Euro  auf die RWA selber (+3,1 Prozent) und 4,5  Milliarden  Euro (+4,4 Prozent) auf die Lagerhaus-Genossenschaften. Die RWA, die zur Hälfte zur Münchner BayWa, dem größten Agrarhandelskonzern Deutschlands, gehört, ist die Dachorganisation der Lagerhaus-Genossenschaften.
Der  umsatzstärkste Bereich  war mit 1,3 Milliarden Euro der Agrarsektor gefolgt vom Energiesektor mit  785 Millionen Euro. Wegen der schwankenden Treibstoffpreise ändern sich die jährlichen Umsätze  ständig. Auf dem dritten Platz rangiert der Technik-Bereich  mit 235 Millionen Euro.  

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