Porr baut auf neue Anleger

Porr baut auf neue Anleger
2014 wird ein gutes Jahr am Bau,sagt Porr-Chef Karl-Heinz Strauss voraus.

Das beinharte Baugeschäft und Schönheitswettbewerbe sind zwei sehr unterschiedliche Lebenswelten. Beim heimischen Baukonzern Porr gibt es aktuell eine Überschneidung. Porr-Boss und -Miteigentümer Karl-Heinz Strauss ist gerade dabei, Investmentbanken auszuwählen (beauty contest genannt). Sie werden für die Porr-Kapitalerhöhung verantwortlich sein, die für nächstes Jahr geplant ist.

Porr baut auf neue Anleger
Karl Heinz Strauss, Vorstandschef bei Porr. 30.08.2013
Derzeit besitzen Kleinaktionäre gerade einmal zwei Prozent am Bau-Marktführer in Österreich. Dieser Streubesitz soll nach der Kapitalerhöhung „deutlich mehr als zehn Prozent ausmachen“, hat sich Strauss vorgenommen. Erste Bankanalysen stimmen ihn optimistisch, dass es eine rege Nachfrage nach den neuen Papieren geben wird. Laut Analysen sind „wir eine der heißesten Aktienstorys an der Wiener Börse“, zitiert Strauss. Die Nettoverschuldung des Konzerns sinke laufend, der Ertrag steige – „das ist ein guter Hebel für den Wert des Unternehmens“.

Diesen Hebel hat kürzlich auch die deutsche Wertpapierhandelsbank Steubing positiv bewertet. Die Steubing-Experten empfehlen die Porr-Aktie zum „Kauf“ und haben das Kursziel (binnen Jahresfrist) mit 34 Euro festgesetzt. Im Vergleich zum aktuellen Kurs von 24,90 Euro wäre das ein satter Gewinn.

Rekordaufträge

Als Fundament für weiteres Wachstum kann Porr jedenfalls „den höchsten Auftragsstand in der Unternehmensgeschichte vorweisen“, freut sich Strauss. Beispiele für Aufträge, die Porr zuletzt an Land gezogen hat: der Bau des Südgürtels in Graz, die Sanierung der Tangente in Wien, ein Wohnbauprojekt an der polnischen Ostseeküste sowie ein Tunnel-Großauftrag im Ruhrgebiet.

Im Baugeschäft war 2012 ein „sehr schlechtes Jahr, heuer war auch noch recht schlecht“, lautet der Rückblick des Porr-Chefs. Aber „2014 kommt das Baugeschäft wieder“. Ganz so schlimm ist es für die Porr allerdings auch heuer nicht gelaufen, im Gegenteil. Für das dritte Quartal konnte der Konzern ein Wachstum von mehr als 13 Prozent melden. Und das habe nicht nur damit zu tun, dass die Alpine durch ihre Megapleite ausfiel und die Konkurrenz Baustellen und Mitarbeiter übernahm. „Wir wachsen auch ohne die Alpine“, betont Strauss.

Von der neuen Regierung wünscht sich der Porr-Chef, dass sie die angekündigten Projekte – wie den Weiterbau der Nordautobahn A5 – nicht weiter verzögern, sondern rasch realisieren. Seine Kalkulation dazu: Jeder Euro, der in den Bau investiert werde, bedeute eine Umwegrentabilität in der Region von fünf bis sieben Euro. „Bauindustrie und -gewerbe sind ein echter Stimulus fürs Wachstum.“ Einen regelrechten Sanierungsstau ortet Strauss in Deutschland. Viele Bahnbrücken dort seien in sehr desolatem Zustand, war in deutschen Medien zu lesen. „Irgendwann hilft leichte Sanierung da auch nichts mehr“, erwartet Strauss Aufträge in diesem Bereich. Die deutsche Regierung will jedenfalls – laut Koalitionspakt – künftig mehr Geld in Sanierung und Neubau stecken.

Das Regierungsprogramm ist von vielen kritisiert worden, aus der Wohnbauwirtschaft aber kommt einhellige Zustimmung. Gleich zwei Seiten widmet die Regierung dem „leistbaren Wohnen“. 48.000 neue Wohnungen sollen in Österreich jährlich gebaut werden. Die deutlich gestiegenen Mieten in den vergangenen Jahren sollen durch das verstärkte Angebot eingebremst werden, heißt es in den Plänen der Regierung.

Porr baut auf neue Anleger
Baustelle, Bauarbeiter, Porr
Das ist genau die Zahl an Wohnungen, die wir brauchen, um die Nachfrage zu decken“, sagt Josef Schmidinger, Chef der s-Bausparkasse und Mitbegründer der Initiative „Bauen und Wohnen“. Wichtig sei auch, dass die Regierung vorhabe, neue Wege für die Finanzierung des Wohnbaus zu öffnen. So sollen Versicherungen und Pensionskassen künftig auch Wohnbaukredite von Banken übernehmen dürfen.

Förderung

Auch die Förder-Ausweitung bei der Thermischen Sanierung freut die Bauwirtschaft. Zwecks zusätzlicher Anreize soll der Sanierungsscheck auch für „seniorengerechtes, barrierefreies Wohnen“ – etwa bei Altenwohnheimen – möglich sein.

Für die Schaffung von Wohnungseigentum könnte es in Zukunft steuerliche Anreize geben. Der Plan: Wenn jemand für eine Eigentumswohnung anspart, soll er – so wie bei der Zukunftsvorsorge – eine staatliche Prämie erhalten.

Konkretisiert werden soll das Zuschlags-Wesen im Mietrecht. Diese Zuschläge zu den Richtwert-Mieten sind derzeit intransparent und führen zu hohen Mieten.

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