"Politik schädigt Wiener Börse"

"Politik schädigt Wiener Börse"
Die Wertpapier-Kest und die Debatte über neue, höhere Steuern laste massiv auf dem Kapitalmarkt, sagt der Börse-Vorstand.

Die Umsätze an der Wiener Börse sind heuer stark eingebrochen, Frankfurt und London kamen trotz der gesamteuropäischen Schuldenkrise und ihren Verwerfungen an den Märkten vergleichsweise glimpflich davon. Börse-Vorstand Michael Buhl wettert im KURIER-Gespräch gegen die "ideologisch getriebene" Debatte über die Reichensteuer, die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer oder eine höhere Bankenabgabe. Massiv geschadet habe auch die neue Wertpapier-Kest. Buhl: "Ich erwarte noch einen Schock, wenn die Steuer ab 1. April 2012 tatsächlich eingehoben wird." Seiner Meinung nach versteht die Politik die Bedürfnisse und Rolle der Börse nicht. Buhl: "Die Politik schädigt die Börse sogar."

Für eine Entwarnung am Wiener Markt sei es jedenfalls zu früh. Auch die an sich positiven Nachrichten aus Brüssel beim Euro-Sondergipfel für ein zweites Griechenland-Paket würden die Skepsis der Investoren nicht völlig ausräumen, dass hier wieder keine endgültige Lösung gefunden worden sei. Die jüngsten Absagen von Börsegängen oder Verschiebungen von Kapitalerhöhungen könnten aber ab der zweiten Jahreshälfte ins Jahr 2012 hineinkommen. Buhl sieht Erholungspotenzial. Der ATX könnte auf bis zu 2900 Punkte steigen (derzeit rund 2600). Freilich hat der Leitindex in der Vergangenheit auch schon einmal den Stand von 5000 Punkten gesehen.

Finanztransaktionssteuer

Buhl will jetzt wieder verstärkt auf die Osteuropa-Story als Argument für die Wiener Börse setzen, denn im Osten sei das Wirtschaftswachstum doppelt so hoch wie in Westeuropa. Finanztransaktionen Komme es in der EU tatsächlich einmal zu einer Finanztransaktionssteuer, müsse man auf jeden Fall den außerbörslichen Handel mit einbeziehen, ist Buhl überzeugt. Dieser mache bereits 97 Prozent aller Anleihen-Geschäfte aus und 40 Prozent aller Aktiengeschäfte - unterliege aber kaum den gängigen Aufsichtsregeln und Transparenzvorschriften. Generell sei eine Finanztransaktionssteuer aber eine "reine Geldbeschaffungsaktion".

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