Plastik leidet noch an Kreislauf-Schwäche

Besonders Kunststoffe beinhalten hormonell wirksame Stoffe
Der oberösterreichische Konzern will mehr Altkunststoffe verwerten, ein Gesetz verbietet das.

Kunststoff-Müll. Bei dem Wort kommen rasch die Bilder hoch, die man aus den Fernseh-Dokus kennt: große Meeresflächen, mit Plastik-Abfall übersät. Und das ist nur die Spitze des Plastik-Bergs. Denn der Großteil dieser Abfälle schwimmt nicht, sondern sinkt auf den Meeresboden. Allein aus Österreich sollen über die Donau jährlich 40 Tonnen Plastik ins Meer gespült werden. 12,7 Millionen Tonnen an Kunststoff-Abfällen treiben laut Global2000 im Jahr ins Meer.

Wiederverwerten ist also das Gebot der Stunde. Aber obwohl die Österreicher Altstoffsammel-Meister sind, ist der Recycling-Kreislauf bei Plastik noch äußerst schwach ausgeprägt. Gerade mal bei den PET-Flaschen funktioniert die Wiederverwertung einigermaßen. Global2000 betont, dass aber auch in diesem Fall nur 28 Prozent wiederverwertet werden. Und was passiert mit dem vielen Plastikmüll, der in Wien in den gelben Tonnen und am Land im gelben Sack landet? Ein Teil kommt in Müllverbrennungsanlagen, ein Teil wird von Spezialfirmen in neue Kunststoffprodukte eingearbeitet.

Bis das möglich ist, muss der Plastik-Müll zunächst nach Kunststoffsorten getrennt und dann zu Granulat verarbeitet werden. Ein Abnehmer und Wiederverwerter dieses Altkunststoff-Granulats ist die oberösterreichische Firma Greiner. "Wir mengen diesen Rohstoff zum Beispiel in der Produktion von Joghurtbechern bei", sagt Greiner-Vorstand Axel Kühner. Auch Plastik-Paletten produziert Greiner aus Altkunststoff.

Zukunftsmarkt

"Wir könnten viel mehr Altplastik in unserer Produktion verwenden", betont Kühner. Das allerdings sei wegen des Lebensmittel-Gesetzes nicht möglich. Greiner produziert nämlich unter anderem Plastik-Verpackungen für Nahrungsmittel. Und diese dürfen laut Gesetz nicht mit ausschließlich recycliertem Kunststoff in Berührung kommen. Erlaubt ist bisher nur ein kleiner Beimengungsanteil.

Doch Greiner erzeugt nicht einfach simpel wiederverwertetes Plastik. Der Konzern steckt viel Geld in Forschung. Kühner ist überzeugt, dass Greiner recycliertes Plastik erzeugen kann, das sämtlichen Lebensmittelsicherheitsvorschriften entspricht. Er hofft, dass das Gesetz entsprechend geändert wird.

Kreative Afrikaner

Da Österreich nur ein Mini-Teil im weltweiten Plastikmüll-Problem ist, versucht Greiner auch im Ausland einen Beitrag zur bessereren Verwertung von Alt-Kunststoffen zu leisten. In Uganda unterstützt der Konzern daher ein Projekt, das Baumaterialien aus PET-Flaschen erzeugt. Die Social Innovation Academy bildet junge Afrikaner in der Herstellung dieses Alt-Plastik-Baumaterials aus.

Plastik leidet noch an Kreislauf-Schwäche
Afrika
PET-Falschen, die in Afrika in Unmengen zu finden sind, weil sie meist einfach auf der Straße weggeworfen werden, werden gesammelt, mit Lehm gefüllt und getrocknet. "Dann sind sie hart wie Ziegel", erklärt Kühner. Aus diesen PET-Ziegeln bauen die jungen Afrikaner ihre Häuser. Gedeckt werden sie mit Stroh oder Wellblech. "Diese Bauweise ist nicht nur ein Vorteil für die Umwelt, sie ist auch viel billiger als das herkömmliche Material", betont der Greiner-Vorstand.

Denn Ugandas Bevölkerung wächst stark, die Nachfrage nach Wohnraum ist sehr hoch. Entsprechend teuer sind die Baumaterialien.

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