"Pizza-Konzern" Oetker nach Familienstreit in zwei Stücke geteilt

"Pizza-Konzern" Oetker nach Familienstreit in zwei Stücke geteilt
Enkel des Firmengründers hinterließ bei seinem Tod 2007 acht Erben aus drei Ehen. Das sorgte für Streit.

Der durch seine Tiefkühl-Pizza bekannte deutsche Oetker-Konzern wird nach Zwistigkeiten innerhalb der Eigner-Familie aufgespalten. "Mit dieser Entscheidung überwinden die Gesellschaftergruppen ihre unterschiedlichen Vorstellungen zur Führung und Strategie der Oetker-Gruppe", wurde die Teilung begründet. "Die Entscheidung hat keine Auswirkungen für die Mitarbeiter in den einzelnen Unternehmen der Oetker-Gruppe", heißt es in der Mitteilung.

Dabei übernehmen drei Oetker-Erben über eine neue Holdinggesellschaft das Geschäft mit Sekt und Wein ("Henkell" und "Freixenet"), das zuletzt auf einen Jahresumsatz von knapp einer Milliarde kam, wie Oetker am Donnerstag mitteilte. Auch die Martin Braun Backmittel und die Chemische Fabrik Budenheim KG sowie der Online-Weinhändler Belvini.de gehen unter anderem an sie. Das traditionelle Pizza- und Nahrungsmittelgeschäft, die Konditorei Coppenrath&Wiese und die Radeberger Gruppe mit dem jüngst übernommenen Getränke-Lieferdienst Flaschenpost bleiben wie weitere Firmen bei den übrigen Gesellschafterstämmen.

Eine entsprechende Trennungsvereinbarung sei bereits von allen acht Eigentümern unterzeichnet worden, hieß es weiter. Die Unternehmen der Gruppe würden so "eine unbelastete Perspektive für profitables Wachstum in ihren jeweiligen Märkten haben". Die Entscheidung habe keine Auswirkungen auf die rund 36.000 Mitarbeiter der einzelnen Unternehmen der Oetker-Gruppe. Diese hatte im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz in Höhe von 7,33 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Gruppe trennt sich gerade von ihrem Kreditinstitut, dem Bankhaus Lampe. An diesen Plänen werde unverändert festgehalten, sagte ein Insider.

Die acht Kinder des 2007 verstorbenen Rudolf August Oetker hatten Anteile am Konzern gehalten, in der Vergangenheit hatte es aber immer wieder Berichte über Streitigkeiten um den künftigen Kurs des Konzerns gegeben. Die drei jüngeren Geschwister Alfred Oetker, Carl Ferdinand Oetker und Julia Johanna Oetker können nun mit ihrer Holding einen eigenen Kurs steuern, die Trennungsvereinbarung soll noch heuer vollzogen werden.

Aus der Hotelgruppe gehen an die jüngsten Geschwister Alfred, Carl Ferdinand und Julia Johanna Oetker unter dem Namen Geschwister Oetker Beteiligungs KG die Oetker Hotel Management Company und das Hotel Le Bristol in Paris sowie das Chateau du Domaine St. Martin in Vence. Die anderen Gesellschafter behalten das Brenner's Park Hotel in Baden-Baden und das Hotel du Cap-Eden-Roc in Antibes. Auch bleibt der gerade übernommene Getränkelieferdienst Flaschenpost bei den Gesellschafterstämmen um Richard Oetker.

Der Streit um die Ausrichtung beschäftigt die Familie bereits seit vielen Jahren. 2017 trennte sich Dr. Oetker von der Container-Schifffahrt. Für 3,7 Mrd. Euro übernahm der dänische Marktführer Maersk Hamburg-Süd von Oetker-Konzern, der mit diesem Schritt rund die Hälfte seines damaligen Umsatzes einbüßte.

Rudolf-August Oetker, der Enkel des Firmengründers, hinterließ bei seinem Tod 2007 acht Erben aus drei Ehen. Seine Kinder erblickten von 1940 bis 1979 das Licht der Welt. Ende 2016 musste Richard Oetker (viertes Kind aus der zweiter Ehe) die Konzernleitung laut Statut mit 65 Jahren aufgeben. Bereits 2010, als er das Ruder übernahm, waren sich die Familienstämme nicht einig. Er, in der Öffentlichkeit seit 1976 bekannt als das Entführungsopfer von Dieter Zlof, galt vor sechs Jahren als Puffer zwischen den Generationen und verhinderte Alfred Oetker (erstes Kind aus dritter Ehe) an der Spitze. Carl Ferdinand ist das zweite Kind aus dritter Ehe.

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