Philippinen: Ist Reisen in Dutertes Land gefährlich?

Philippinischer Soldat auf der Insel Mindanao.
12.000 Österreicher fliegen jedes Jahr auf die philippinischen Inseln. Hat die harte Hand des neuen Präsidenten Rodrigo Duterte Auswirkungen auf Tourismus und Wirtschaft?

Den kalten, europäischen Wintern entfliehen und Sonne tanken - viele Menschen zieht es dabei nach Südostasien. Allein 12.000 österreichische Touristen landen alljährlich auf den Philippinen. Ein Staat mit mehr als 100 Millionen Einwohnern, verteilt auf mehr als 7100 Inseln im Westpazifik. Ein Staat, der Mitte des Jahres in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt ist.

Duterte greift durch

Am 30. Juni 2016 ist Rodrigo Duterte als Präsident vereidigt worden. Der mehrmalige Bürgermeister von Davao City hat seinen korruptions- und kriminalitätsgeplagten Landsleuten versprochen "aufzuräumen" und regiert nun mit eiserner Hand. Hauptziel seiner Razzien sind Drogendealer und Drogensüchtige. Von mehr als 1.000 Verdächtigen ist die Rede (Stand Ende September), die seit Amtsantritt Dutertes bei Polizeiaktionen ums Leben kamen. Die Zahl der Leichen, die in dunklen Gassen und Hinterhöfen gefunden wurden, oft gefesselt und mit einem Schild "Ich bin ein Drogendealer"(siehe Foto)versehen, soll laut einemdpa-Bericht noch höher sein.
Philippinen: Ist Reisen in Dutertes Land gefährlich?
TOPSHOT - This photo taken on July 8, 2016 shows police officers investigating the body of an alleged drug dealer with his face covered with packing tape, with a cardboard sign on him reading "I'm a pusher", at a street in Manila. Hundreds of people have died since President Rodrigo Duterte won a landslide election in May, promising to rid society of drugs and crime in six months by killing tens of thousands of criminals. Police figures showed this week that 402 drug suspects had been killed a month into Duterte's presidency. This figure does not include those slain by suspected vigilantes. / AFP PHOTO / NOEL CELIS / TO GO WITH Philippines-crime-drugs-rights,FOCUS by Noel Celis

Nachdem sich am 2. September 2016 in Dutertes Heimatstadt Davao City ein Terroranschlag mit 15 Toten ereignet hat, verhängte der neue Präsident kurz darauf den nationalen Notstand. Hinter dem Anschlag wird die Abu-Sayyaf-Gruppe vermutet. Die Zustimmungsraten zu Dutertes Politik sind trotzdem - oder gerade deshalb - enorm: Drei Viertel der Filipinos zeigen sich mit der Amtsführung des Staatspräsidenten "sehr zufrieden". Das ergab eine am 6. Oktober veröffentlichte Meinungsumfrage des Instituts SWS.

Auch außenpolitisch ist Duterte nicht zimperlich - zumindest verbal. So bezeichnete er den US-Präsidenten Barack Obama, Papst Franziskus und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon jeweils als "Hurensohn". Der KURIER berichtete mehrmals.

Ist es also gefährlich, als ausländischer Tourist in diese Inselwelt mit unzähligen Kilometern an Traumständen zu reisen?

Worauf Touristen achten sollten

"Generell gilt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für Reisen im gesamten Land", sagt Botschafter Josef Müllner auf kurier.at-Anfrage. Vor allem von Reisen nach Zentral- und Westmindanao (siehe Karte unten) wird dringend abgeraten. Gleiches gilt für Süd-Palawan, die Sulu-See sowie allgemein auf die südlichen Inselgruppen. "In diesen Gebieten sind Terorgruppen aktiv, es kommt immer wieder zu Bombenattentaten auf zivile Ziele und zu Entführungen, auch von ausländischen Staatsangehörigen", berichtet Müllner. Doch sieht man von diesen Provinzen im Süden ab, könne die Sicherheitslage im Großen und Ganzen derzeit als "stabil" bezeichnet werden.

Philippinen: Ist Reisen in Dutertes Land gefährlich?
Tourists pose in front of Mayon volcano in Daraga, Albay in central Philippines April 3, 2016. REUTERS/Erik De Castro
Neben den erwähnten rund 12.000 Touristen dürfen jene nicht vergessen werden, die auf unbestimmte Zeit bleiben. Derzeit leben etwa 840 bei der Botschaft in Manila registrierte Österreicher im Land. "Da es keine Pflicht zur Registrierung gibt, ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl um einiges höher liegt", sagt Müllner.

Wie lebt es sich vor Ort? "Im persönlichen Alltag bemerke ich im Geschäftsviertel Manilas bisher keine Verschlechterung der Sicherheitslage", berichtet Lisa Koscak, die österreichische Wirtschaftsdelegierte Stv. in Manila, auf kurier.at-Anfrage.

Österreichische Firmen vor Ort

Denn nicht nur Touristen zieht es auf die Philippinen, auch heimische Unternehmen - Branchen wie Elektronik, Papier und Verpackung, Lebensmittel sind vertreten. Die meisten siedeln sich in der Millionenmetropole Manila und der Umgebung an. Die Sektoren Energie und Gesundheit verfügen ebenso "über großes Potenzial für österreichische Unternehmen", glaubt Müllner.

Müllner sieht die Standortvorteile vor allem im "Lohniveau, dem Ausbildungsstand und den weit verbreiteten Englisch-Kenntnissen der Bevölkerung". Im Dienstleistungssektor erwähnt Müllner etwa die unzähligen Call Center. Aufholbedarf gebe es hingegen bei der klassischen Infrastruktur wie Autobahnen oder Brücken.

Von den Wachstumprognosen für die dortige Volkswirtschaft kann Österreich nur träumen: Die Weltbank rechnet für 2016 mit einem Wirtschaftswachstum von 6,4 Prozent und für 2017 mit 6,2 Prozent. Die Inflation war in den vergangenen Jahren niedrig (2015 bei 1,3 Prozent).

Verschiedene österreichische Nahrungsmittel sind vor Ort erhältlich, berichtet Lisa Koscak, "vor allem Fruchttäfte und Energy Drinks sowie Milchprodukte wie Frischkäse".

Und Duterte? "Die Firmen reagieren abwartend. Eine Verschlechterung der Stimmung könnte zur Zurückhaltung bei neuen Investitionen sorgen", so Koscak. Grundsätzlich werde das Wirtschaftsprogramm des Präsidenten aber durchwegs positiv bewertet: "Firmengründungen sollen vereinfacht und die Bürokratie abgebaut werden - auch für ausländische Investoren".

Karte: Philippinen

Philippinen: Ist Reisen in Dutertes Land gefährlich?

Zika-Erkrankungen

Ein gesundheitlich relevanter Aspekt: Laut den philippinischen Gesundheitsbehörden sind 2016 drei Patienten am Zika Virus erkrankt. Schwangeren Frauen wird geraten, die Stadt Iloilo auf der Insel Panay zu meiden. "Vermutlich gibt es aber eine Anzahl nicht entdeckter bzw. registrierter Fälle von Zika-Informationen", sagt Botschafter Müllner.

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