Das Problem ist also größer, als es die Statistik ausweist. Und in dieser stellen sich einige Mythen als unwahr heraus, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Etwa jenes Argument, dass weniger Mitarbeiter aus dem Ausland in Österreichs Hotels und Gastrobetrieben arbeiten wollen. Tatsächlich waren im November (Dezember-Zahlen noch nicht verfügbar) 105.800 Beschäftigte aus dem Ausland gemeldet, um 6.200 mehr als noch vor der Pandemie im November 2019.
Im gleichen Zeitraum ist die Zahl unselbstständig Beschäftigter aus dem Inland gesunken – von 95.200 auf 89.100. „In einem 9-Millionen-Einwohner-Land, in dem die Industrie wie der Tourismus wächst, können wir den Mitarbeiterbedarf gar nicht aus dem eigenen Land abdecken. Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung“, argumentiert Kraus-Winkler.
Potenzielle Bewerber gäbe es unter anderem am Balkan. „Leider wird diese Diskussion aber oft nur ideologisch geführt. Nämlich mit dem Argument, dass man die Österreicherinnen und Österreicher zum Arbeiten bringen soll statt ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Land zu holen. An beiden Themen wird man arbeiten müssen“, so die Tourismusstaatssekretärin.
Ein Ende der Personalknappheit ist jedenfalls nicht absehbar. Die Branche hat auch ein Nachwuchsproblem. Binnen zehn Jahren ist die Zahl der Lehrlinge um 38,8 Prozent zurückgegangen, besonders stark in den Pandemiejahren. Ein Trend, der sich durch alle Branchen zieht, was für die Hoteliers und Gastronomen jedoch ein schwacher Trost ist. Kraus-Winkler: „2009 hatten wir 12.000 Lehrlinge in Tourismusbetrieben, aktuell werden rund 7.000 ausgebildet.“
Parallel dazu steigt der Personalbedarf. Das hat im Wesentlichen drei Gründe: Es gibt immer mehr 4- und 5-Sternhäuser in Österreich, speziell in den Wintersportgebieten haben viele Vermieter ihr Angebot über die Jahre hinweg deutlich verbessert. Mit den Ansprüchen der Gäste hat auch der Serviceaufwand zugenommen. Doch weil immer mehr Betriebe mangels Fachkräften mit angelernten Hilfskräften arbeiten, benötigen sie mehr Mitarbeiter, um das gleiche Arbeitspensum zu stemmen. Dazu kommt, dass die Teilzeitquote steigt, weil viele nicht mehr 40 Stunden die Woche arbeiten wollen.
Der Aufwand, den Unternehmer betreiben, um das Personalkarussell am Laufen zu halten, wird also immer größer. Nicht nur in Österreich. „Das ist ein europäisches Phänomen“, betont Kraus-Winkler. „Auch in Szene-Vierteln in Paris gibt es neuerdings mitten in der Hochsaison Ruhetage. Wegen Personalmangels.“
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