Pensionen nur als Grundsicherung

Im Jahr 2035 werden 2,4 Millionen von insgesamt 9,2 Millionen Österreichern älter als 65 Jahre sein.
Im Alter drohen kräftige Abstriche beim Lebensstandard. Niedrige Zinsen sind ein Problem für Lebensversicherungen.

Die erste Säule wird weiterhin den überwiegenden Teil der Rentenauszahlungen tragen“, sieht Peter Thirring, Chef der Generali-Gruppe in Österreich, das staatliche Pensionssystem auch für die Zukunft als Basis-Gerüst der Altersvorsorge. Allerdings mit der Einschränkung: „Der Trend geht in Richtung Grundsicherung. Die erste Säule wird nicht ausreichen, um den Lebensstandard, den man als Aktiver hatte, abzusichern.“

Überalterung

Ohne Reformen würde der Beitrag des Bundes zu den Pensionen bis zum Jahr 2035 um 200 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro steigen – die Beamtenpensionen noch gar nicht eingerechnet. Damit würde sich der Bundesbeitrag gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf fünf Prozent verdoppeln (siehe Grafik). Aufgrund der demografischen Entwicklung, sprich der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung, würde die Pensionsbelastungsquote um 30 Prozent steigen. Auf 1000 Beitragszahler kämen 834 Pensionisten. Die Zahl der über 65-Jährigen steigt bis dahin um 60 Prozent auf 2,4 Millionen Senioren. (Mehr dazu im Artikel "Lebenserwartung liegt bereits bei 80,7 Jahren")

Pensionen nur als Grundsicherung

Einen Bundeszuschuss in der Größenordnung von mehr als 20 Milliarden Euro hält Harald Steirer, Generali-Vorstand für Lebensversicherungen, angesichts der Staatsverschuldung und der Steuerbelastung für nicht leistbar. „Die neue Regierung muss daher in den nächsten Jahren eine Reihe von Pensionsreformen beschließen.“ Wer bereits in Pension ist, muss weiterhin mit Rentenerhöhungen unter der Inflationsrate rechnen, „der reale Einkommensverlust wird anhalten“ (Steirer).

Aufholbedarf

Weshalb die Experten bei der privaten und der betrieblichen Altersvorsorge in Österreich dringenden Aufholbedarf orten. Freilich könnten sich die Bezieher niedriger Einkommen eine Lebensversicherung für eine lebenslange Privatrente oft gar nicht leisten, Stichwort Altersarmut. Hier sei die Sozialpolitik gefragt, um kleinere Einkommen steuerlich zu entlasten. Die Bezieher höherer Einkommen sollten zugunsten der Vorsorge über den einen oder anderen Konsumverzicht nachdenken. Die rückläufige Sparquote hält Generali-Chef Thirring „kontraproduktiv für die Altersabsicherung“.

Pensionen nur als Grundsicherung
APA11908088 - 15032013 - WIEN - ÖSTERREICH: Der neue Vorstandschef der Generali Holding Vienna AG Peter Thirring am Donnerstag, 14. März 2013, in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Wenig Freude haben die heimischen Lebensversicherer mit dem niedrigen Zinsniveau. Trotzdem hätten weder die Generali noch andere Anbieter in Österreich ein Problem, den Garantie-Zinssatz von maximal 1,75 Prozent darzustellen.

Mühsam wird es allerdings bei der Neuveranlagung der Prämien, wenn hochverzinste Anleihen abreifen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) will die Lebensversicherer per Verordnung zur Bildung einer sogenannten Zinszusatz-Rückstellung verpflichten. Damit soll die Auszahlung der Garantiezinsen gesichert werden. Diese Rückstellung sei nicht notwendig und würde die Lebensversicherer mit mehreren Hundert Millionen Euro belastet, kritisiert Thirring.

Die 80.000 Bezieher von Pensionskassen-Pensionen hatten bis Ende Oktober die Möglichkeit, auf eine Versicherung umzusteigen. Davon Gebrauch gemacht haben ganz wenige. Nur 0,9 Prozent der Pensionsbezieher wechselten zur sogenannten Betrieblichen Kollektivversicherung (BKV).

Für die Pensionskassen ist die minimale Wechselrate ein Zeichen dafür, dass das Produkt BKV einfach nicht angenommen wurde. Die Versicherungen sehen das naturgemäß anders. Die Zeit für die notwendigen umfassenden Einzelgespräche sei einfach zu kurz gewesen. Viele Pensionisten hätten von der Umstiegsmöglichkeit gar nichts gewusst.

Noch Aktive, die einen Anspruch auf eine Pensionskassen-Pension haben, können weiterhin wechseln. Ab dem 55. Lebensjahr ist das jährlich möglich.

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