Lebenserwartung liegt bereits bei 80,7 Jahren

Seit 2000/2002 stieg die Lebenserwartung von Männern um 2,4 Jahre.
Ein 62-Jähriger kann seinen Ruhestand im Schnitt noch 20 Jahre genießen - Frauen leben noch länger. Plus Info-Grafiken.

Die Lebenserwartung ist in Österreich im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts weiter gestiegen. Laut Sterbetafel 2010/2012, die auf Basis der Bevölkerungszahlen und der Sterbefälle der Jahre 2010 bis 2012 erstellt wurde, beträgt die erstmals für beide Geschlechter zusammen berechnete Lebenserwartung 80,7 Jahre. Für Männer liegt die Lebenserwartung bei 78, für Frauen bei 83,3 Jahren. Das gab die Statistik Austria am Dienstag bekannt.

Nach den Berechnungen nahm die männliche Lebenserwartung gegenüber dem Zeitraum 2000/02 um 2,4 Jahre zu, jene der Frauen um 1,8 Jahre. Somit hat sich der Vorsprung der Frauen in der Lebenserwartung von 6,0 auf 5,3 Jahre reduziert.

Die Säuglingssterblichkeit, das ist das Sterberisiko im ersten Lebensjahr, ist in der Vergangenheit stark gesunken und beträgt nur noch 3,9 Promille für Buben bzw. 3,2 Promille für Mädchen. Die niedrigste Sterblichkeit ist im Volksschulalter bei beiden Geschlechtern mit weniger als 0,1 Promille zu beobachten. Im Alter von 19 bis 22 Jahren ist sie jedoch bei den Burschen mehr als zehn Mal höher als im Volksschulalter, bei den Mädchen rund vier Mal so groß. Grund dafür sind in diesem Alter vor allem (motorisierte) Unfälle, aber auch die vergleichsweise hohen Selbstmordraten.

Bis zum 25. Lebensjahr der Frauen bzw. bis zum 28. Lebensjahr der Männer sinkt die Sterblichkeit wieder ab, um dann kontinuierlich anzusteigen. In allen Altern liegen die weiblichen Sterbewahrscheinlichkeiten unter jenen der Männer. Im 51. Lebensjahr für Männer bzw. 56. Lebensjahr für Frauen wird wiederum das Niveau der Säuglingssterblichkeit erreicht.

20 Jahre in Pension

Zur Geburt liegt die Lebenserwartung bei 78,0 Jahren für Männer bzw. 83,3 Jahren für Frauen. Ist eine Person den Sterberisiken im Jugendalter entronnen und hat das 30. Lebensjahr erreicht, so beträgt die fernere Lebenserwartung für Männer weitere 48,9 Lebensjahre und 53,8 Jahre für Frauen. Diese Männer können damit rechnen, dass sie 78,9 Jahre alt werden, die gleichaltrigen Frauen 83,8 Jahre. Ein Mann, der an seinem 62. Geburtstag in den Ruhestand tritt, hat die Chance, seine Pension genau 20 Jahre genießen zu dürfen. Frauen haben an ihrem 60. Geburtstag eine fernere Lebenserwartung von 25,4 Jahren.

Die Wahrscheinlichkeit für ein neugeborenes Mädchen, das Alter von 30 Jahren zu erreichen, beträgt 99,2 Prozent. Für einen Buben ist sie wegen der höheren Sterblichkeit im Kindes- und Jugendalter mit 98,5 Prozent um 0,7 Prozentpunkte niedriger. Vor 100 Jahren erlebten nur rund zwei Drittel aller Neugeborenen den 30. Geburtstag.

Die Wahrscheinlichkeit, 100 Jahre alt zu werden, beträgt gemäß der aktuellen Sterbetafel 1,9 Prozent für Frauen und 0,7 Prozent für Männer.

Auf der einen Seite sind die Studienergebnisse sehr erfreulich: Die Menschen in der Region Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – 53 Staaten in Europa und Asien – leben heute länger und auch gesünder als in den 80er- und 90-er Jahren. Doch es gibt erhebliche regionale Unterschiede, wie der im März veröffentlichte „European Health Report“ zeigt. Österreich schneidet bei der Häufigkeit verschiedener Todesursachen generell besser ab als der Durchschnitt – auch ein Effekt der guten medizinischen Versorgung. Doch beim Lebensstil, beim Konsum von Zigaretten und Alkohol, ist dies nicht mehr so – ein führender WHO-Experte fordert deshalb von Österreich entschiedenere Maßnahmen.

Die Lebenserwartunghat im Durchschnitt von 1980 bis 2010 um fünf Jahre auf 76 Jahre zugenommen. Aber die Unterschiede sind enorm: Von 82 Jahren in der Schweiz bis lediglich 69 Jahre in Russland. Österreich liegt mit mehr als 80 Jahren im oberen Drittel.

Lebenserwartung liegt bereits bei 80,7 Jahren
Die Kindersterblichkeitist in Europa – nach einem Rückgang von 1990 bis 2010 um 54 % – mittlerweile die weltweit geringste.

Infektionskrankheiten sind in Europa seltener als in anderen Regionen. Sorgen bereiten der WHO aber Tuberkulose, die HIV-Epidemie in Osteuropa sowie Masern-, Polio- und Röteln-Epidemien.

Als wichtigste Risikofaktoren für viele Krankheiten sieht die WHO neben Umweltgefahren wie Feinstaub vor allem Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum:

Rauchen 27 Prozent der Bevölkerung in Europa ab 15 Jahren greifen regelmäßig zur Zigarette – mehr als in jeder anderen Region der Welt. Österreich erreicht diesen Wert bei den Männern. Dieser Raucheranteil ist zwar deutlich niedriger als etwa in der Ukraine oder der Türkei, wo rund die Hälfte der Männer raucht – aber viel höher als Schweden, wo es nur zirka 15 Prozent sind.

Alkohol Von allen Weltregionen der WHO ist in der Region Europa der Alkoholkonsum am höchsten – rund 10,6 Liter reiner Alkohol pro Jahr. Nach WHO-Schätzungen ist zu hoher Alkoholkonsum für rund 6,5 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Die Österreicher trinken mit rund 13 Litern pro Jahr überdurchschnittlich viel.

Suizide Ihre Zahl geht in allen Teilen der Europa-Region zurück, nachdem sie Mitte der 1990er Jahre angestiegen war. Der Rückgang hat sich allerdings seit 2008 – dem Beginn der Wirtschaftskrise – verlangsamt. Und in Österreich ist die Rate vor allem bei den Männern etwas höher als im Durchschnitt der alten EU-15-Staaten.

Kritik an Österreich

„Männer leben in Österreich nach wie vor rund 5,6 Jahre kürzer als Frauen“, sagt der Mediziner und Epidemiologe Enrique Loyola vom WHO-Regionalbüro für Europa in Kopenhagen in Dänemark: „Andere Länder konnten diesen Unterschied verringern.“

Dass dies in Österreich noch nicht gelungen sei, könne u.a. am vergleichsweise hohen Alkohol- und Nikotinkonsum der Männer in Österreich liegen. Gleichzeitig müsse Österreich etwas gegen den steigenden Anteil von (jungen) Raucherinnen unternehmen. Österreich solle die Verfügbarkeit von Nikotin und Alkohol einschränken: Durch ein striktes Rauchverbot in der Öffentlichkeit, höhere Preise durch höhere Steuern und eine generelle Abgabe von Alkohol erst ab 18 Jahren. Aus den höheren Steuereinnahmen sollten Präventionsprogramme – etwa an Schulen – finanziert werden. Loyola: „Ich bin davon überzeugt, dass Österreich in internationalen Vergleichen noch viel besser abschneiden könnte, würde es mehr gegen den hohen Tabak- und Alkoholkonsum unternehmen.“

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