Pellets-Pionier Ortner: Von „öko“ begeistert wie der Vater

Ökofen-Gründer Herbert Ortner (re.) mit Sohn Stefan in der Produktionshalle.
Beim Heizkesselerzeuger Ökofen in Oberösterreich läuft die Firmenübergabe wie am Schnürchen.

Vor fast 30 Jahren setzte Herbert Ortner einen mutigen Schritt: Er hängte seinen Bankberuf an den Nagel und begann im ehemaligen Kuhstall des Elternhauses seiner Frau im Mühlviertel, Ökoheizungen zu entwickeln. Zunächst setzte er auf Hackschnitzel, dann als Erster in Mitteleuropa auf Pellets. Jetzt zieht er sich schrittweise aus seinem Unternehmen Ökofen zurück, Sohn Stefan übernimmt das Ruder. Der KURIER sprach mit beiden über Öko-Unternehmertum, Globalisierung und den Trend zu Heim und Familie.

KURIER: Herr Ortner, Sie sind Firmengründer, Ihr Sohn übernimmt ein gut aufgestelltes Unternehmen. Wären Sie jetzt lieber in seiner Rolle?

Herbert Ortner: Mein Anspruch war immer, der Erste zu sein in der Technologie und in jedem Markt. Das hat viel gebracht für den Aufbau des Unternehmens. Das war meine Rolle, das ist gut so.

Haben Sie auch diesen Pioniergeist des Vaters?

Stefan Ortner: Ja unbedingt. Das ist, was extrem Spaß macht, diese Pionierrolle in der Technik und im Export. Nur jetzt gibt es nicht mehr so naheliegende Länder, die so einfach zu erschließen sind wie damals. Jetzt geht es um Asien oder Nordamerika. Die USA waren das erste Projekt, in das ich in der Firma viel Zeit investiert habe. Das ist natürlich schwieriger als zum Beispiel Frankreich.

Herr Ortner, ist dieses „weit weg vom Regionalbetrieb“ eine Strategie Ihres Sohnes?

Herbert Ortner: Nein, ich habe sehr früh begonnen, ins Ausland zu gehen. Wir waren 1997 die Ersten in Österreich, die einen typengeprüften Pelletskessel auf den Markt gebracht haben. Mein Credo war schon damals: Wir müssen technischen Vorsprung haben und wir müssen uns international aufstellen. Daher haben wir im November 1997 schon die erste Pelletsheizung in der Schweiz in Betrieb genommen. Dann haben wir fast jedes Jahr einen neuen Markt dazugenommen.

Stefan Ortner: Mindestens einen. Jetzt sind wir in 17 Ländern in Europa und in den USA, Kanada, Argentinien, Chile, Russland.

Umweltschutz war ein Antriebsfaktor für die Gründung von Ökofen. Ist das heute auch noch so relevant?

Herbert Ortner: 1989 war der Antrieb die Ölkrise. Wenn Sie hier aus dem Fenster rausschauen, sehen Sie überall Wald. Also dachte ich: Heizen mit Holz müsste doch eine Alternative sein. Aber dieses Heizen war mühsam und nicht automatisierbar. Also habe ich begonnen zu experimentieren und bessere Heizkessel zu entwickeln.

Stefan Ortner: Ich erinnere mich, dass viele Leute im Ort sagten: Jetzt spinnt er, der Ortner. Er geht in den Kuhstall und schweißt Heizkessel, wo er doch vorher einen so guten Job hatte. Wir stehen gesellschaftlich noch immer vor der Herausforderung, uns von den fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen. Was aber immer wichtiger wird, ist der Klimawandel, die -Einsparung.

Die Öko-Überzeugung ist also vom Vater auf den Sohn übergesprungen ? Stefan Ortner: Ich bin extrem davon überzeugt, dass es eine gute Sache ist, vom fossilen Heizsystem wegzukommen. Denn noch werden zum Beispiel in Deutschland mehr Ölheizungen als Pelletskessel eingebaut. Wir als Unternehmen können viel beitragen, indem wir die Produkte verbessern. Da sind wir Wegbereiter am Markt. Das ist unsere DNA.

Diese habe Sie von klein auf mitbekommen?

Stefan Ortner: Ja sicher. Würden wir das nicht machen, macht es keiner. Der Gesamtmarkt wäre sicher nicht so groß.

Sind die Kunden heute anspruchsvoller?

Herbert Ortner: Damals stand für unsere Kunden der Umweltgedanke im Vordergrund. Es war ja die Zeit des Waldsterbens. Außerdem war den Kunden die Regionalität wichtig. Sie wollten das Geld nicht nach Saudi Arabien schicken. Wir hatten am Anfang einen extrem hohen Anteil an Lehrern, es waren nicht die Öko-Freaks.

Stefan Ortner: Pelletsheizung hat sich inzwischen zu einem normalen Produkt entwickelt. Nun ist nicht mehr der Endkunde allein entscheidend, sondern der Installateur, der den Kunden berät. Früher war es auf der Messe wichtig, zu zeigen, wie genau die Pellets sich bewegen. Jetzt ist es eher so, dass die Heizung schön aussieht und das Service funktioniert.

Und wie gut läuft das Geschäft heute?

Herbert Ortner: Die Motivation unseres Handelns – und da bin ich froh, dass mein Sohn das genauso sieht – ist nicht die Gewinnmaximierung. Wir haben nie Geld rausgezogen, jeder Gewinn wurde überwiegend in Entwicklung von Neuprodukten investiert. Mein Sohn treibt das noch intensiver voran als ich. Für uns heißt Unternehmer sein nicht ein Leben in Luxus zu führen und eine Yacht zu haben. Wir wollen die Branche vorantreiben und weltweit noch mehr Pelletsheizungen verkaufen.

Diese Überzeugung haben Sie auch?

Stefan Ortner: Ich war mein ganzes Leben in die Firma involviert und habe den Stil meines Vaters gerne übernommen. Aber es war nicht immer klar, dass ich einsteigen werde. Ich denke, meine Generation überlegt da gut. Was ist der bessere Weg, was der bequemere? Vielleicht hätte ich mit dem, was mein Vater aufgebaut hat, auch ein sehr kommodes Leben führen können. Ich habe mich für die Firma entschieden, weil Klimawandel für mich das Thema der Zukunft ist. Meine Generation ist die erste, die die Auswirkungen des Klimawandels sieht. Und wir sind vielleicht die letzte, die etwas dagegen unternehmen kann.

Pflegen Sie auch den Führungsstil Ihres Vaters ?

Stefan Ortner: Ja. Mir liegt dieser Stil. Dieser partnerschaftliche Zugang ist einfacher. Aber er lebt natürlich vom Engagement der Leute. Sie müssen das auch mittragen.

Sind die Mitarbeiter im Haus damit heute so zufrieden wie früher?

Stefan Ortner: Mein Vater hatte immer eine offen Tür für die Mitarbeiter, und ich genauso. Die Leute kommen auch. Der Arbeitsmarkt aber hat sich verändert. Es ist grundsätzlich schwieriger Personal zu finden. Für die jungen Mitarbeiter hat Freizeit und Flexibilität einen größeren Stellenwert. Auch die Reisebegeisterung ist nicht mehr so groß. Muss ich eh nicht fortfahren, ich will bei der Familie sein, fragen die Jungen häufig.

 

Zum Unternehmen

Ökofen: Mühlviertler Pelletsheizungen

1989 gründete Herbert Ortner das Unternehmen Ökofen im oberösterreichischen Niederkappel im Mühlviertel. Heute gehört die Mehrheit seinem Sohn Stefan und ein Teil ihm und seiner Frau Elfriede. In den ersten Jahren produzierte Ökofen Hackschnitzelheizungen, seit Mitte der 1990er-Jahre dann Pelletsheizkessel. 80.000 solcher Kessel wurden seither an Private, Gewerbe und Industrie verkauft. 93 Prozent der Kessel gehen in den Export.  In 14 europäischen Ländern ist Ökofen über Vertriebspartner oder Fachhandwerker vertreten. Darüber hinaus hat das Unternehmen Vertriebsniederlassungen in Nord- und Südamerika und macht die ersten Schritte nach Asien, wo Japan und Südkorea Zielländer sind. Mit 370 Mitarbeitern erwirtschaftet Ökofen 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr und setzt jährlich etwa 6500 Kessel ab.

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