Patient Griechenland hofft auf Rettung
Inmitten von Sparpaketen, Streiks und Rezession versucht Griechenlands Wirtschaftsminister Michalis Chrisochoidis eine vorsichtige Prognose: In zwei bis drei Jahren könnte das Land das Schlimmste hinter sich haben und wieder Vorkrisenniveau erreichen - vorausgesetzt Exporte und Tourismuseinnahmen ziehen kräftig an.
Auch wenn die Griechen derzeit nur radikale Kürzungen zu spüren bekommen, gibt es erste Indikatoren, die darauf hinweisen, dass es mit der Wirtschaft des Landes wieder aufwärts gehen könnte: Nach einem Einbruch der Ausfuhren um fast 20 Prozent 2009 wuchsen die Ausfuhren im Vorjahr und heuer wieder um je 4,2 Prozent - Tendenz steigend.
Staatsdefizit
Auch das auf den ersten Blick horrend hoch anmutende Staatsdefizit von 10,6 Prozent des BIP (2010) müsse man, so der griechische Wirtschaftsexperte Nikos Ventouris, im Verhältnis sehen: 2009 habe das Defizit noch 15,4 Prozent betragen. Ein Beweis dafür, so der Ökonom an der Stiftung für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) in Athen, "dass die Regierung die richtigen Maßnahmen ergriffen hat - auch wenn sie viel zu spät kamen". Das Licht am Ende des Tunnels sei für die Griechen aber noch nicht zu sehen: "Wir befinden uns jetzt auf dem Höhepunkt der Rezession", schildert Ventouris, "auch nächstes Jahr wird es noch kein Wachstum geben". Die Arbeitslosigkeit dürfte auf 17,7 Prozent hochschnellen, der private Konsum gar erst wieder im Jahr 2015 wachsen.
Dabei sei der Defizit-Abbau in Griechenland der "viel leichtere Teil", befürchtet Ventouris, "sehr viel schwerer wird es werden, die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft zu steigern, die Strukturen, ja die Mentalität zu ändern". Bis alle notwendigen Liberalisierungsmaßnahmen umgesetzt seien, glaubt auch Wirtschaftsminister
Chrisochoidis, werde es zehn Jahre dauern.
Besonders dringlich sei, so Ventouris, eine Reform des "ineffzienten öffentlichen Sektors". Ein Beispiel: Bis jetzt wurden Steuern - wenn sie überhaupt abgeliefert wurden - bar beim Finanzbeamten eingezahlt. Dass dies nun auf elektronischem Weg erfolgen und so auch die Korruptionsgefahr senken soll, wird in den Finanzämtern nicht überall gern gesehen.
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