Passt Ihre „Identität“? Ex-Politikerin berät Firmen
Sophie Karmasin, ehemalige parteifreie Familienministerin in der letzten Bundesregierung, ist unter die Berater gegangen. „Identität erforschen“, steht gleich am Beginn der Homepage ihrer Firma „Karmasin research & identity“. Was das bedeutet, erklärt sie im KURIER-Talk mit Schau-TV. In Firmen werde oft eine neue Kampagne verkündet, die dann aber in Wahrheit nie zu allen Arbeitnehmern an der Basis durchdringe. Das gelte im Übrigen auch für die Politik.
Daher hat Karmasin einen „identity check“ auf Basis von verhaltensökonomischen Prinzipien entwickelt: eine spezifische Befragungsmethode, die die interne und externe Perspektive auf ein Unternehmen, eine Marke oder ein Thema in Form von Workshops anbietet. Damit kehrt Karmasin auch zu ihren Wurzeln als Markt- und Motivforscherin zurück. Sie erforscht, kurz gesagt, ob nach innen gelebt wird, was nach draußen in der Unternehmenskommunikation vorgegeben wird. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter werden befragt.
Leere Slogans
Das Modewort „Disruption“ kommt übrigens in Karmasins Beratungstätigkeit nicht vor. Lieber spricht sie von Identität: „Das kann eine neue Identität sein, an die alle glauben. Aber die muss homogen sein und einen längerfristigen Anspruch haben und konsequent verfolgt werden. Ein Jahr so, ein Jahr so: Das funktioniert nicht.“
Mangelt es den heimischen Firmen denn wirklich an Identität? „Ja“, ist Karmasin überzeugt, „es werden oft Slogan ausgegeben, die innen weder bekannt sind noch gelebt werden.“
Karmasin selbst wurde 2013 von Michael Spindelegger in die Politik geholt. Dieser wurde von Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Chef und Vizekanzler abgelöst. Zwischen ihm und Karmasin schien die Chemie dann nicht mehr zu stimmen, die Ablösegerüchte häuften sich. Er habe mit den übernommenen Regierungsmitgliedern zu wenig Beziehung aufgebaut, meint sie rückblickend. Es habe also auch hier quasi die Identität nach innen und außen nicht mehr gepasst? „Absolut“, antwortet Karmasin. Etwas, das sich in der jetzigen Regierung deutlich gebessert habe – auch wenn sie selbst nicht gemeinsam mit den Blauen in einer Regierung sitzen wollte. Was sie an den Freiheitlichen stört? „Ihr Bild von Familie und Frauen.“
Als Erfolge ihrer eigenen Regierungstätigkeit verbucht Karmasin die Erhöhung der Familienbeihilfe, die Schaffung von 40.000 neuen Kinderbetreuungsplätzen und die Erhöhung der Väterbeteiligung. Kein Zufall also, dass Karmasin auch heute noch Firmen in Sachen Frauen- und Familienfreundlichkeit berät.
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