In mehreren EU-Staaten wird wegen der hohen Gaspreise die Papierproduktion zurückgefahren. Der norwegischen Papierkonzern Norske Skog hat in seinem Werk in Bruck an der Mur „die Produktion mit sofortiger Wirkung vorerst bis Ende März stillgelegt“, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens. „Die Energiepreise für Gas und Elektrizität haben in den letzten Tagen ein bis dato unvorstellbare Niveau erreicht und die daraus resultierenden Herstellkosten sind nicht mehr seriös kalkulierbar“.
Verträge aufgelöst
Alle bestehenden Bestellungen und Liefervereinbarungen „sind wegen nachträglicher Unmöglichkeit aufgelöst“. In dem Werk sind 400 Arbeitnehmer beschäftigt.
Das ist in der EU kein Einzelfall. So hat etwa auch der italienische Papier und Kartonhersteller Pro-Gest die Produktion in sechs Fabriken in Italien eingestellt. Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass weitere Hersteller die Produktion zurückfahren. Schließlich ist Gaspreis in eineinhalb Jahren um das zehnfache gestiegen.
„Bei diesen hohen Preisen würde es mich nicht überraschen wenn auch andere Unternehmen aus dem Markt rausgehen“, lautet die Analyse von Kurt Maier, Präsident von Austropapier und CEO des Papier und Kartonproduzenten Heinzel Group. Wie stark die Hersteller von den Preiserhöhungen betroffen sind, hängt vor allen von den jeweiligen Produktionsbedingungen ab.
Einen Vorteil haben alle Papier und Kartonhersteller, die nicht nur das Papier, sondern auch den dafür notwendigen Zellstoff im selben Werk produzieren.
Biomasse statt Gas
Bei der Herstellung von Zellstoff fällt Biomasse an, die für die Energieerzeugung genutzt wird und den Energiebedarf deutlich verringert. Fabriken, die den Zellstoff nicht selbst herstellen, sind wegen der massiv gestiegenen Energiepreise in einer sehr viel schwierigeren Situation.
Es ist daher kein Zufall, dass Norske Skog die Produktion im Werk in Bruck an der Mur vorläufig bis Ende des Monats einstellt. Im April soll dort ein neuer Biomassekessel in Betrieb gehen. Dann sinken die Energiekosten für die Papier- und Kartonproduktion an diesem Standort deutlich.
Die Nutzung von Biomasse statt Gas ist keine neue Idee. „Im Werk in Pöls sind wir im Energiebereich zu 100 Prozent Selbstversorger“, verweist Maier auf die schon länger laufenden Bemühungen der Branche die hohe Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland zu reduzieren.
„Wir liefern sogar Strom und Wärme ins öffentliche Netz“. Insgesamt liefert die Papierindustrie laut eigenen Angaben so viel Energie, dass damit 100.000 Haushalte versorgt werden können. Einer Stilllegung dieser Produktionsstätten würde auch das Ende der Fernwärmelieferung für Haushalte bedeuten.
Alles offen
Auf eine Prognose, wie es mit der Branche mittelfristig weiter geht, will sich Maier nicht einlassen: „Momentan haben wir fast jeden Tag eine neue Situation.“ Ebenfalls offen ist, was mit den Produktionsstätten von heimischen Unternehmen in Russland passieren wird.
In Österreich werden jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Papier hergestellt. Die Hälfte davon wird für Verpackungen verwendet, der Rest zum Drucken, Schreiben und Kopieren.
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