Ein Blick auf die Preistreiber illustriert, wohin die Reise noch gehen kann. Auch Ökonom Josef Baumgartner, Inflationsexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo muss seine Prognose kräftig nach oben anpassen. Statt 3,3 Prozent Inflation für das Gesamtjahr 2022 erwartet Baumgartner nun einen Wert in der Größenordnung von fünf Prozent – und monatliche Werte von rund sieben Prozent im März und April.
Es zeigt sich:
Ölpreis schon über 110 Dollar
Die Rohölpreise steigen und steigen. Hatte die für Europa maßgebliche Nordseesorte Brent noch in der Vorwoche die 100-Dollar-Marke im Visier, so kostete ein Fass Brent am Mittwoch bereits 111 Dollar, zeitweise sogar 113 Dollar. Das schlägt erfahrungsgemäß schnell auf die Sprit-Preise durch.
Gaspreis stieg in Rekordzeit auf Rekordhoch
Auch der Gaspreis kennt kein Halten. Im langjährigen Mittel bewegte er sich laut Vergleichsportalen zwischen 10 und 25 Euro je Megawattstunde (MWh). Ende 2021 lag der Preis bei rund 148 Euro je MWh. Am Mittwoch wurde am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF eine Megawattstunde für rund 195 Euro gehandelt. Hier dauert es etwas länger, bis die Preise für die Haushalte nachziehen, aber es wird geschehen.
Rekordpreise an den Zapfsäulen
Beim Tanken sehen die Autofahrer den Öl-Preisschub der vergangenen Wochen ganz konkret. Laut ÖAMTC mussten im Monatsdurchschnitt 1,480 Euro je Liter Super – und damit um 6,5 Cent mehr als noch im Jänner – gezahlt werden. Diesel lag im Schnitt bei 1,472 Euro je Liter, ein Plus von 6,8 Cent gegenüber dem Jänner.
Das heißt: „Während beim Diesel beinahe laufend neue Tageshöchstwerte zu verzeichnen sind, liegt der Preis für Super noch unter dem vom ÖAMTC bisher beobachteten Höchstwert aus 2012. Mit Blick auf die steigenden Rohölpreise ist jedoch auch hier bald mit Rekordwerten zu rechnen“, sagt der Autofahrer-Klub.
Europäische Zentralbank in der Zwickmühle
In ganz Europa steigen die Preise, Österreich steht mit der Inflationsentwicklung natürlich nicht alleine da. In der Eurozone mit ihren 19 Mitgliedsländern ist die Inflation nun auf 5,8 Prozent gesprungen und ist damit bereits Lichtjahre vom EZB-Zielwert von zwei Prozent entfernt.
Immer mehr Experten diskutieren die Zwickmühle, in der die EZB steckt: Sie sollte die Zinsen anheben, um die Inflation zu dämpfen. Darf aber gleichzeitig nicht die Konjunktur vollends abwürgen, denn die bis vor kurzem erhofften hohen Wachstumsraten kann sich die EU nun ohnehin abschminken.
In Österreich werden Wifo und IHS am 25. März ihre Prognose für 2022 massiv senken. Eine Hochkonjunktur mit einem Wachstum um fünf Prozent hielten sie bis Kriegsausbruch für möglich – nun fürchten viele eine Rezession. Ob der wirtschaftliche Worst Case eintritt, hängt vom Kriegsverlauf ab.
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