Osteuropa "erstaunlich robust", aber anfällig

epa03713797 People walk in front of a branch of the NKBM bank in Maribor, Slovenia, 23 May 2013. The Slovenian government and labour unions on 14 May 2013 reached an agreement on wage cuts that aim to save more than 280 million euros (363 million dollars) over the next two years. Savings will be achieved by wage cuts, reduced government contributions for pensions, halved bonuses for academic titles and reduced sickness benefits, Interior and Public Administration Minister Gregor Virant said. The deal is expected to save 108.6 million euros in 2012 and 182.6 million euros in 2014, he said. It was "the maximum that we could agree to and still preserve social peace," Virant said. Slovenia has been hit hard by the economic crisis and is struggling to cut spending to a sustainable level and thus to avert asking the European Union to bail it out. EPA/ANTONIO BAT
Ratingagentur S&P sieht auf Banken in Osteuropa zwei eher schwierige Jahre zukommen.

Nichts für schwache Nerven. „Falls Sie sich um Osteuropa sorgen, lautet mein Tipp: Machen Sie lieber einen großen Bogen um die Eurozone!“ Das Bonmot von Moritz Kraemer, Chef für Länderbewertungen bei Standard&Poor’s (S&P), ist mit Zahlen belegbar: Die Länder vor unserer östlicher Haustüre waren in der Krise „erstaunlich robust“. Die Ratingagentur benotet, wie zuverlässig Staaten und Firmen geborgtes Geld zurückzahlen können.

In Zentral- und Osteuropa (CEE) sank die Bonität in der Krise im Schnitt um eine Stufe, im Euroland (von höherem Niveau aus) um mehr als drei. Im Euroraum gab es zudem die wilderen Marktreaktionen: Von „Will jeder haben“ auf „Nicht angreifen“ – diesen Absturz schafften Portugals Staatspapiere in gerade zwei Jahren, so Kraemer.

Dennoch ist nicht alles eitel Wonne in Osteuropa, wo Österreichs Unternehmen und Banken zu den größten Investoren zählen. Eine Sorge ist, was passiert, wenn das „Wachstumshormon Kredite“ ausbleibt oder weniger stark fließt. Bulgarien, Kroatien, Ungarn und Serbien sind laut S&P besonders anfällig, falls sich die Investitions- und Kapitalströme kurzerhand umkehren.

Mehr flüchtiges Geld

Seit 2009 fließt nämlich weniger Geld in Firmenkäufe oder Fabriksneubauten, die auf Dauer angelegt sind. Jetzt ist viel „heißes Geld“ am Markt: flüchtige Investitionen, die weg sind, sobald der Wind sich dreht. Womit oft der Grundstein für Zahlungs- und Staatsschuldenkrisen gelegt ist.

Die Banken haben im CEE-Raum trotz Krise Jahr für Jahr Gewinne gemacht. Nur in zwei Ländern schreiben sie seit drei Jahren Verluste: In Ungarn werden sie politisch gestraft, in Slowenien liegen große Staatsbanken am Boden. Deren Kapitalbedarf – laut S&P zwei bis drei Mrd. Euro bis 2014 – dürfte beim Finanzministertreffen in Vilnius (Litauen) am Freitag und Samstag Thema sein.

S&P-Experte Pierre Gautier sagt CEE-Banken zwei eher schwierige Jahre vorher. Geringe Zinsspannen, Kreditausfälle, Banksteuern und strengere Vorschriften lasten auf den Gewinnen.

Wickel mit Abwicklung

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte im Herbst 2014 mit der Aufsicht über Europas 130 größte Geldhäuser starten: Sie einigte sich mit dem EU-Parlament über die Auskunftspflichten; dieses gab am Donnerstag grünes Licht (mehr dazu hier). Probleme macht Säule zwei der Bankenunion, der Abwicklungsmechanismus. Der Finanzsektor soll in einen Topf einzahlen, aus dem Sanierungskosten für Problembanken gezahlt werden. Solange dieser nicht gefüllt ist, müssten die EU-Länder mit Steuergeld einstehen: Juristen sehen das als Eingriff in die nationale Steuerhoheit.

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