Opel könnte die Fusion von Fiat Chrysler mit Peugeot hart treffen
Der Zusammenschluss aus der französischen Autogruppe PSA (Peugeot/Citroen mit Tochter Opel) und dem italo-amerikanischen Konkurrenten Fiat Chrysler ist fix. Zumindest, wenn es nach den Führungskräften der beiden Konzerne geht. Die Gremien beider Konzerne stimmten der „Fusion unter Gleichen“ zu, wie sie am Donnerstag mitteilten. Damit soll der nach Verkaufszahlen (zusammen 8,7 Millionen Fahrzeuge) viertgrößte Autobauer der Welt entstehen.
Die Aktionäre der beiden Gruppen werden künftig jeweils 50 Prozent des Kapitals halten. Der Wert des neuen Konzerns wird auf rund 45 Milliarden Euro geschätzt. Die Aktionäre von Peugeot waren wenig begeistert, die Aktie verlor rund 12 Prozent, jene von Fiat Chrysler gewann hingegen fast neun Prozent. Und das trotz mauer Bilanzzahlen. Im dritten Quartal lag der Verlust unter dem Strich bei 179 Mio. Euro nach einem Gewinn von 564 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Abschreibungen
In der kriselnden Europa-Sparte fielen Abschreibungen auf das Modellangebot bei Kleinwagen und bei Alfa Romeo ins Gewicht. Zudem gab es in Europa, beim Luxusautobauer Maserati und in Asien operative Verluste. Das starke Nordamerika-Geschäft konnte das nicht wettmachen. Der Umsatz sank konzernweit um ein Prozent auf 27,3 Mrd. Euro, auch weil die Verkäufe weltweit um neun Prozent auf 1,06 Millionen Fahrzeuge zurückgingen.
Durch die Fusion würde Fiat Chrysler seine Bedeutung in den für den Konzern schwierigen Märkten Europa und Asien aufwerten. Umgekehrt würde PSA seine Stellung in den USA aufwerten. Gemeinsam wollen sie auch das Thema Elektromobilität angehen, das beide ziemlich verschlafen haben.
PSA-Chef Carlos Tavares soll das fusionierte Unternehmen leiten. Der Verwaltungsratschef von Fiat Chrysler, John Elkann, soll dem Aufsichtsgremium in dem neuen Konzern vorstehen. Offenbar aus steuerlichen Gründen soll die fusionierte Gruppe ihren Sitz in den Niederlanden haben.
Synergien
In der gemeinsamen Erklärung ist von jährlichen „Synergien“ von 3,7 Milliarden Euro die Rede. Diese sollten vor allem durch verbesserte Investitionen und Produktionsprozesse erzielt werden und „nicht durch Werksschließungen“, betonten die Konzerne.
Dennoch geht vor allem bei Opel die Angst vor weiteren Sparprogrammen um. Die ehemalige General-Motors-Tochter wurde 2017 übernommen. Durch harte, von Tavares verordnete Sparmaßnahmen schrieb Opel zuletzt erstmals wieder schwarze Zahlen.
Die deutsche Gewerkschaft IG Metall erklärte, sie wolle „sich angesichts der Fusion weiterhin für die Eigenständigkeit der Marke Opel und für die Identität von Opel einsetzen“. IG-Metall-Vertreter Jörg Köhlinger verwies darauf, dass mit dem geltenden Tarifvertrag betriebsbedingte Kündigungen bei Opel Deutschland bis 31. Juli 2023 ausgeschlossen sind. Spekulationen über mögliche negative Folgen der Fusion von Fiat Chrysler und PSA für die Opel-Standorte seien „kontraproduktiv und schädlich“.
Schwarzer Peter
Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt, Opel könne bei der Fusion „den schwarzen Peter“ ziehen. Für fraglich hält es der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen etwa, ob der neue Großkonzern das Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrum weiter betreiben wolle. Bereits der aktuelle Sanierungsplan sieht einen Abbau von 2.000 der 6.400 Stellen in Rüsselsheim vor.
Opel betreibt auch in Wien-Aspern eine Getriebe- und Motoren-Fabrik. Im Frühjahr wurde dort bereits ein Jobabbau angekündigt: Rund 400 der insgesamt knapp 1.200 Stellen wurden gestrichen. Erst am Dienstag, also kurz vor Bekanntwerden der Fusion, hat Dudenhöffer im KURIER-Gespräch gewarnt, dass das Werk in Aspern Opfer des harten Sanierungskurses von Tavares werden könnte.
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