Saudi-Arabien im "Öl-Krieg" mit den USA

Saudi-Arabien im "Öl-Krieg" mit den USA
Die OPEC fördert weiterhin zu viel Öl. Das drückt den Preis und setzt die USA unter Druck.

Sieben Stunden tagten die Ölminister der 13 Mitgliedsstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) am Freitag in Wien. Zeit genug, damit unter den wartenden Ölmarktexperten, Analysten und Journalisten jede Menge von Spekulationen über die Vorgänge und möglichen Beschlüsse der OPEC-Vertreter hinter den verschlossen Türen aufkamen.

„Die Mitglieder sind völlig zerstritten, es geht ein Riss durch die OPEC“, kommentierten die einen. „Es wird nicht viel passieren“, meinten die anderen. Am Nachmittag dann ein überraschendes Gerücht: „Die OPEC wird trotz des enormen Überangebots an Öl ihre Förderung erhöhen.“ Ganz so falsch war das Gerücht nicht, aber auch nicht komplett richtig. Als OPEC-Präsident und Nigerias Ölminister Ennanuel Ibe Kachikwu nach 17 Uhr vor die versammelten Journalisten trat und erklärte: „Wir nennen keine Zahl über die Förderhöhe“, ging ein Raunen durch den Saal: „Was meinte er damit genau?“

Aus Kachikwus anschließender Erklärung lässt sich das Folgende erschließen: Die OPEC hat es selbst mit einer Reihe von Ungewissheiten zu tun und verschiebt die Festlegung einer neuen Förderquote auf ihre nächste Sitzung am 2. Juni 2016 in Wien.

So ist etwa unklar, wie viel Öl der Iran nach Aufhebung der Sanktionen produzieren wird. Unklar ist auch, wie lange die US-Schieferöl-Förderer bei dem niedrigen Ölpreis noch durchhalten. „Wir haben in den vergangenen Monaten schon einen Rückgang der Nicht-OPEC-Ölproduktion um zwei Millionen Fass pro Tag gesehen“, sagt Kachikwu.

Saudi-Arabien im "Öl-Krieg" mit den USA

Nach bisheriger Förderquote produziert die OPEC 30 Millionen Fass Öl am Tag. Tatsächlich aber fördern die Mitgliedsländer 1,5 Millionen Fass am Tag mehr, bestätigte der OPEC-Präsident. Und das soll vorläufig so bleiben.

Verlierer

Damit dürfte auch klar sein, dass der Ölpreis weiter unter Druck bleibt. Schon jetzt – bei einer Marke von um die 45 Dollar je Fass – geht es einer Reihe von OPEC-Staaten schlecht.

„Das ist eine schwere Krise. Und sie wird sich in den nächsten Monaten verschärfen.“ Der neue Ölminister Venezuelas, Eulogio del Pino, brachte die Lage vieler Mitgliedsländer des Ölmarktkartells vor Beginn der Sitzung auf den Punkt. „Nach jeder OPEC-Sitzung in den vergangenen eineinhalb Jahren ist der Ölpreis um 20 Dollar je Fass gesunken. So kann das nicht weitergehen“, sagte er. Er forderte eine Förderkürzung um fünf Prozent, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Denn das ölreiche Saudi-Arabien, mächtigstes Mitglied der OPEC, ist offenbar entschlossen, mit dem weiteren Ölpreisverfall die lästige Konkurrenz aus Nicht-OPEC-Ölländern loszuwerden – allen voran die USA. Viele US-Schieferöl-Unternehmen sind heuer in die Pleite gerutscht, seit Mai geht die Produktion der US-Firmen zurück. Die OPEC will sie offenbar noch weiter aus dem Markt drängen.

Saudi-Arabien im "Öl-Krieg" mit den USA
Bitter ist die Ölschwemme der OPEC aber auch für Russland, dessen Staatseinnahmen erheblich am Ölpreis hängen. So wie andere Nicht-OPEC-Länder (etwa Mexiko oder Kasachstan) wird wohl auch Russland seine Förderung auf vollen Touren laufen lassen, um über die Menge den Preisverfall zumindest zum Teil wettzumachen.

Sprit billig

Für die Konsumenten in den Ölimportländern ist das allerdings eine gute Nachricht. Benzin und Diesel werden wohl weiter billig bleiben. Und auch für den Konjunkturmotor in den Industrieländern wirkt billiges Öl wie ein Schmiermittel.
Die Ölimportrechnung wird weiter um Milliarden von Euro entlastet. „Das ist wie ein großes Konjunkturpaket“, schwärmen Ökonomen. Die OPEC hofft, dass sie mit dem tiefen Ölpreis die flaue Nachfrage in Schwung bringt.

Die OPEC: Nun sind es wieder 13

Indonesien Das Land hatte seine OPEC-Mitgliedschaft vor Jahren zurückgelegt, weil es nicht genügend Öl für Exporte hatte. Am Freitag trat Indonesien der OPEC wieder bei. Damit umfasst das Öl-Kartell wieder 13 Mitglieder.
Iran Wegen der Sanktionen gegen die Atompolitik des Landes durfte der Iran nur eine Million Fass Öl pro Tag exportieren. 2016 könnten diese Sanktionen endgültig aufgehoben werden. Dann kann der Iran täglich 2,7 Millionen Fass Öl liefern.

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