Online-Handel: Digital bestellt, analog zugestellt

Umgesiedelt: 200 Firmen sind mit Osteuropa-Zentrale aus Österreich abgezogen
Rund um den boomenden Online-Handel rüsten die Paketzusteller weiter auf.

Der Wettbewerb auf dem österreichischen Paketmarkt wird härter. Der Konkurrent des Marktführers Post, DPD, baut das Geschäft mit Privatkunden aus und will wie die Post vom zunehmenden Online-Handel profitieren. Konkret soll die Zahl der Paketshops bis Ende des Jahres auf 800 verdoppelt werden. Damit will der mit 13 Prozent Marktanteil zweitgrößte Zusteller bei Privatpaketen (siehe Grafik) künftig verstärkt bei privaten Paket-Empfängern und -versendern punkten. Künftig können, so DPD-Austria-Chef Rainer Schwarz, auch Privatkunden Pakete in einem der Shops absenden. Bisher war der Paketdienst, der mehrheitlich den heimischen Speditionen Gebrüder Weiss, Lagermax und Schachinger gehört, im Privatkundenbereich auf sogenannte B2C-Pakete von Firmen an Private spezialisiert.

Die B2C-Schiene bleibt auch künftig neben dem Versand von Paketen von Firma zu Firma (B2B) die wichtigste bei DPD. Mit der Verdoppelung der Zahl der Shops soll aber nicht nur der Paket-Verkehr zwischen Privaten forciert, sondern auch der durch den zunehmenden Online-Handel stark wachsende Paket-Versand von Firmen an Private angekurbelt werden. Dabei hofft DPD Austria der Paket-Offensive des Marktführers Post Paroli bieten zu können. Etwa mit den Öffnungszeiten in den branchenfremden Paketshops auch am Samstag. Oder mit der Festlegung eines Wunsch-Zustelltages nach vorheriger Ankündigung der voraussichtlichen Zustellung per Mail oder SMS.

Online-Handel: Digital bestellt, analog zugestellt
Damit will der Marktführer bei Paketen von Firma zu Firma, der insgesamt 39 Millionen Pakete pro Jahr befördert, nach eigenen Angaben zumindest mit dem Markt um fünf bis sechs Prozent pro Jahr wachsen. In die Vergrößerung des Shop-Netzes steckt DPD rund zwei Millionen Euro, mit 800 Shops ist der Paketzusteller damit in Österreich flächendeckend vertreten. Das Ziel ist laut Schwarz, auch in ländlichen Gebieten innerhalb von 15 Autominuten einen DPD-Paketshop zu erreichen.

Versandfertig machen kann der Kunde sein Paket bereits zu Hause: Ab September kann der Paketschein online bezahlt und ausgedruckt werden. Mit dem aufgeklebten Schein muss das Packerl dann nur noch im Shop abgegeben werden.

Flexibel

Post-Paketvorstand Peter Umundum fürchtet die schärfere Konkurrenz nicht: "DPD ist ein ernst zu nehmender Mitbewerber und wir nehmen ihn ernst. Aber wir glauben, dass die Qualität unseres Service so gut ist, dass wir uns vor keinem Mitbewerber fürchten müssen." Die Marktanteile geben Umundum recht: Die noch mehrheitlich verstaatlichte Post hat ihren 3/4-Anteil an Privatpaketen – von Firmen/Privaten an Private – im Vorjahr leicht erhöht. Und beim Paket-Geschäft zwischen Firmen hat die Post ihren Anteil 2013 von 21 Prozent auf 25 Prozent deutlich gesteigert.

Ein Vorteil gegenüber Mitbewerbern ist das große Filialnetz: Die Post verfügt mit fast 1400 Post-Partnern über insgesamt 1900 Standorte, an denen Pakete aufgegeben bzw. abgeholt werden können.

Ein zusätzlicher Vorteil für den Kunden ist laut Umundum die zunehmende Automatisierung: "In den Selbstbedienungszonen können die Kunden ihre Pakete rund um die Uhr versenden und auch abholen." Außerdem kann man sich die Packerln in eine Filiale in der Nähe des Arbeitsplatzes oder direkt an die Firmenadresse des Arbeitgebers zustellen lassen. Das hat mit dazu beigetragen, dass die sogenannte Erstzustellquote bei fast 90 Prozent liegt. Umundum: "Das ist eine sehr hoher Prozentsatz, jetzt gehen wir auf die restlichen zehn Prozent los."

Boxen

Ein Teil der fehlenden zehn Prozent soll durch die sogenannte Empfangsbox erreicht werden. Ist der Kunde nicht zu Hause, legt der Postler das Paket in diese Box und dem Empfänger eine Benachrichtigung mit Code in den Briefkasten. Der Code öffnet die elektronisch verriegelte Box, der Adressat kommt ohne Umweg über die Postfiliale zu seinem Paket. Derzeit hält die Post bei 8000 solcher Boxen, die "vom Kunden gut angenommen werden".

Beim Halten des Marktanteils hilft der Post auch ein Konkurrent: Der Paketdienst Hermes, der der Post vor einigen Jahren das lukrative Geschäft mit dem inzwischen pleite gegangenen Versandhändler Quelle wegschnappte, ist Großkunde. Die Post stellt die von Hermes eingesammelten Pakete zu. Branchenkenner schätzen das Volumen – das die Post selbst nicht nennt – auf zehn Millionen Pakete pro Jahr.

Der Preis für Pakete richtet sich nach den Abmessungen. Die Summe aus längster und kürzester Seite bestimmt die Preisklasse. Preisbewusste sollten daher auf jeden Zentimeter achten, denn die Abmessungen differieren von Anbieter zu Anbieter beträchtlich. So darf etwa bei GLS das kleinste Paket – dessen Zustellung in Österreich 3,80 € kostet – nicht mehr als 35 Zentimeter ausweisen.

Da ist etwa die Post mit 3,90 Euro für 45 cm günstiger, bei Hermes kosten 50 Zentimeter 4 €. Das Gewicht spielt nur als Obergrenze eine Rolle, in Österreich darf ein "normales" Paket höchstens 31,5 Kilo wiegen.

Kommentare