OMV schließt Nordsee-Deal mit Russen
Im Gazprom-Palais in St. Peterburg lichteten sich am Freitag nach monatelangen Spekulationen endlich die Nebel um den Asset-Swap (Tausch von Vermögensanteilen) zwischen der OMV und dem russischen Energieriesen Gazprom.
Für eine knapp 25-prozentige Beteiligung der teilstaatlichen, börsenotierten OMV am sibirischen Gas- und Kondensatfeld Urengoy kann Gazprom mit bis zu 50 Prozent in die Öl- und Gasförderung der OMV in der Nordsee einsteigen. Die Russen, die schon in der Nordsee präsent sind, können sich an den beiden Gesellschaften OMV Norge (Norwegen) und OMV UK beteiligen.
Neue Ära
Zwar werden die Details erst in den nächsten Monaten fixiert, weil noch bewertet wird. Doch Gazprom-Boss Alexey Miller ist überzeugt davon, dass der Deal nicht mehr scheitern wird. Energieminister Alexander Novak sprach von einer „neuen Ära der Beziehungen zwischen Russland und Österreich“.
Gazprom will in der Nordsee auch an den weiteren OMV-Investitionen von deutlich mehr als einer Milliarde Euro mitzahlen. Bis dato hat die OMV bereits einige Milliarden Euro in die teure Förderung gepumpt. Die Produktionskosten in Sibirien liegen bei einem Viertel der Nordsee-Förderkosten. Rund 70 Prozent des Urengoy-Gases müssen zum russischen Inlandspreis an Gazprom abgegeben werden, der Rest zu Weltmarktpreisen. Trotzdem sei das Investment rentabel, beteuert die OMV.
Warum wollen sich die Russen ausgerechnet in der Nordsee beteiligen? Könnte durchaus eine Win-win-Situation für beide Partner werden. Durch die Partnerschaft mit Gazprom minimiere man das Risiko in der Nordsee, argumentiert Seele. Die Russen wiederum diversifizieren und bekommen Zugang zu Ölförderungen. Auch ein politisches Risiko für die OMV, sich so eng an den staatlichen russischen Giganten zu binden, sieht Seele nicht. Gazprom sei ein verlässlicher und solider Partner. Der erste Gasliefervertrag wurde 1968 geschlossen.
Die Warnungen, die Russen könnten über die OMV Zugriff auf die Versorgungs-Infrastruktur in Österreich erhalten und die OMV filetiert werden, dürften dann doch zum jetzigen Ergebnis geführt haben. Mit Gazprom wurde auch noch ein Ölliefervertrag für die Raffinerie Schwechat abgeschlossen.
Auch der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Mohamed Faraj Al Mazrouei, war in St. Petersburg mit dabei. Er ist Chef der IPIC, des Staatsfonds von Abu Dhabi, der 24,9 Prozent an der OMV hält. Über einen 1994 abgeschlossenen Syndikatsvertrag haben die Araber und die Republik Österreich (31,5 Prozent) gemeinsam die Mehrheit an der OMV abgesichert.
Der Vertrag ist zwar unbefristet, wird aber derzeit neu verhandelt, weil einige Punkte auslaufen. Wie der KURIER berichtete, wollten die Abu Dhabis aktuell und auch schon vor einigen Jahren ihre Beteiligung auf über 25 Prozent erhöhen. Womit Österreich massiv Einfluss auf die OMV verlieren würde.
Finanzminister Schelling bestätigte nun, dass der Anteil der IPIC nicht verändert werde. Es seien noch einige Details offen, er rechne längstens bis Mitte 2016 mit einem Abschluss. Aus dem alten Vertrag habe die Republik noch eine Option, von der man bei einem Ausstieg der Araber auch Gebrauch machen würde. Die Beteiligungsverhältnisse an der gemeinsamen Tochter Borealis bleiben unverändert.
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