Aufregung in der OMV: Ex-Chef Rainer Seele ist zurück

Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Bei aller Banalität trifft dieses Sprüchlein in der heimischen Wirtschaftsszene derzeit wohl auf keinen Manager so perfekt zu wie auf den ehemaligen OMV-Chef Rainer Seele. Der Deutsche kommt allerdings nicht über die Hintertüre wieder zurück in Österreichs größtes, teilstaatliches Industrie-Unternehmen, sondern beim Haupteingang.
In den vergangenen Wochen soll Seele, wird im Unternehmen berichtet, dort ein und ausgegangen sein. Was in der Belegschaft für ziemliches Aufsehen sorgte.
Rainer Seele und die OMV
Zwar nicht in offizieller Organ-Funktion bei der OMV selbst, aber als Vertrauter und in maßgeblicher Position beim Sultan Ahmed Al Jaber, dem Industrieminister von Abu Dhabi und CEO des OMV-Großaktionärs Adnoc. Seele wird eine Führungsrolle beim 2024 gegründeten Adnoc-Tochterkonzern XRG übernehmen, der ein Portfolio von 80 Milliarden Dollar umfassen soll, der KURIER berichtete als erstes Medium. In diese Holding wird auch die neue Borouge Group International (BGI) eingebracht, die gemeinsame Chemie-Tochter von Adnoc (Borouge) und OMV (Borealis).
Seele dürfte, meinen Insider, auch ins Board des neuen Chemie-Riesen einziehen. Den Vorsitzenden würde vermutlich doch der Sultan selbst abgeben, jetzt Chairman von Borouge.
Der Deutsche hat seit drei Jahren seinen Hauptwohnsitz in Abu Dhabi und wird öfter mit Ex-ÖVP-Chef Sebastian Kurz gesehen, ebenfalls geschäftlich in den Emiraten unterwegs. OMV und Adnoc werden gleich hohe Anteile (je 47 Prozent) an BGI halten, heißt, der OMV-Vorstand wird sich künftig regelmäßig mit Seele abstimmen müssen.
Seele verließ die OMV 2021, die Russland-Engagements des einstigen Putin-Freundes kosteten die OMV die Kleinigkeit von 2,5 Milliarden Euro an Wertberichtigungen. Zwischen Seele und seinem Nachfolger Alfred Stern, damals Borealis-Chef, war das Klima von Beginn an angespannt. Seeles Rückkehr könnte, wird im Unternehmen gemutmaßt, mit ein Grund für die überraschende Entscheidung von Stern sein, seinen bis Ende August 2026 laufenden Vertrag als CEO nicht weiter verlängern zu wollen. Es soll auch mit dem Aufsichtsrat, hört man, Differenzen über die künftige Gage im Fall einer Verlängerung gegeben haben. Stern hatte in einem trend-Interview erklärt, die in ihn als CEO gesetzten Erwartungen übererfüllt zu haben.

Petrom-Chefin Christina Verchere
Das Rennen um seine Nachfolge ist offen, noch gibt es keinen klaren Favoriten. Allerdings Wunschkandidaten der verschiedenen Seiten. So soll ÖBAG-Alleinvorständin Edith Hlawati die Öl- und Gasmanagerin Christina Verchere favorisieren, CEO der Rumänien-Tochter Petrom. Sie hatte sich bereits um die Nachfolge von Seele beworben. Wenn es eine Frau werden muss, hört man aus Aktionärskreisen, sei die 54-jährige Schottin unschlagbar.
Handicap
Allerdings spricht sie kein Deutsch. Als Chefin der wichtigsten Beteiligung der Republik Österreich? Ein solches Handicap spielt bei der ÖBAG aber ohnehin keine Rolle. Alejandro Plater, Chef der Telekom Austria und seit vielen Jahren in Österreich, weigert sich angeblich bis heute, Deutsch zu lernen.
Ambitionen zeigt laut Börsianer auch Berislav Gaso, als Öl- und Gas-Vorstand der OMV bisher aber eher unauffällig.
Zugetraut wird der Job ebenfalls dem aktuellen Borealis-Chef und ehemaligen Lenzing-CEO Stefan Doboczky.
Wäre noch Thomas Gangl, ehemaliger Chemie-Vorstand und Borealis-Chef. Seine Nähe zu Seele könnte ihm zwar beim Mitaktionär Adnoc behilflich sein, andererseits aber bei ÖBAG-Chefin und Vize-Aufsichtsratspräsidentin Hlawati schaden. Sie soll sehr Stern-minded sein, heißt es in der Staatsholding. Ein langjähriger Stern-Widersacher hätte vermutlich keine guten Chancen bei ihr.
Aber es ist realpolitisch ohnehin nicht anzunehmen, dass Hlawati und OMV-Aufsichtsratschef Lutz Feldmann, ein deutscher Ex-Manager, ohne Wissen und Sanctus der Regierung über den Spitzenjob in einem der wichtigsten Unternehmen des Landes entscheiden.

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