Marken seilen sich aus dem Netz ab
Onlinehändler wie Amazon und eBay werden die neuen Moden namhafter Sportartikelhersteller nicht gerade sportlich finden: Firmen wie Adidas und der Schweizer Outdoor-Riese Mammut wollen ihre Schuhe und Kleider nicht länger auf reinen Online-Marktplätzen wie Amazon sehen. Auch der Bergschuhspezialist Lowa oder der Rucksackhersteller Deuter ziehen nach bzw. ihre Artikel von sogenannten Drittplattformen im Internet ab. „Wir wollen sicherstellen, dass die Endverbraucher mit unseren Produkten zufrieden sind. Dazu ist eine Beratung unerlässlich“, argumentiert Deuter-Verkaufsleiter Andreas Herrlinger.
Bei Holger Schwarting, Chef der Fachhändlergemeinschaft Sport 2000, läuft er damit offene Türen ein: „Ich unterstütze diesen Schritt zu hundert Prozent.“ Markenware solle schließlich nicht in einem Ramschumfeld präsentiert werden. „Eine Rolex liegt ja auch nicht neben Waschmittel im Supermarkt. Warum sollte ein Asics-Schuh dann neben Strumpfhosen und Büchern auf einer Plattform präsentiert werden?“ In den Online-Shops der Fachhändler sei das Umfeld freilich ganz anders. „Den Fachhändlern wollen auch nur ganz wenige Hersteller Vorschriften machen“, erklärt Schwarting. Aus Sicht der stationären Verkäufer ist freilich auch der sogenannte Beratungsdiebstahl ein Thema. Viele Sportartikelhändler klagen, dass sich Kunden zwar bei ihnen beraten lassen, dann aber beim Billigstbieter im Internet kaufen.
Die Wettbewerbshüter sehen die Beschränkungen offensichtlich kritisch. In Deutschland prüft das Bundeskartellamt, ob die Adidas-Vertriebsbestimmungen den Onlinehandel beschränken. „Die Marktermittlungen dauern an“, sagt ein Sprecher. Zuletzt wurden 3000 Einzelhändler befragt, die Adidas-Produkte im Laden und im Web anbieten. Auch Adidas-Konkurrent Asics wird unter die Lupe genommen.
Verdrängung
Der Konkurrenzkampf in der Branche ist hart. Der europäische Outdoor-Markt (also der Verkauf von Laufschuhen bis hin zur Kletterausrüstung) ist rund zwölf Milliarden Euro schwer, aber zunehmend gesättigt. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb, in dem die Grenzen immer weniger klar abgesteckt sind. Textilhandelsketten wie H&M verkaufen verstärkt Wander- und Lauf-Outfits und graben damit den Fachhändlern das Geschäft ab. Diese wiederum haben ihr Eigenmarkensortiment ausgebaut – nicht nur im billigen, sondern verstärkt auch im hochpreisigen Segment. Damit wildern sie aber im Gebiet der höherpreisigen Markenhersteller, was diese just mit der Produktion von günstigeren Modellen für das Preiseinstiegssegment quittiert haben.
Eine weitere Konsolidierungswelle in der Branche ist vorprogrammiert, sind sich Experten einig. Wegen der hohen Wachstumsraten sind Finanzinvestoren auf die Branche aufmerksam geworden. Für Aufsehen sorgte der US-Finanzinvestor Blackstone, der 700 Millionen Euro für den deutschen Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin auf den Tisch gelegt hat.
Bilder: Mit diesen Neuheiten wollen Sportartikelhersteller punkten
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