Offenes Internet in den USA vor dem Ende

Offenes Internet in den USA vor dem Ende
Der Content von Unternehmen, die es sich leisten können, soll "Vorfahrt" im Internet erhalten, kündigte die US-Regulierungsbehörde an.

Was in Europa, nicht zuletzt durch die Stimmen von rund 175.000 Bürgern, abgewendet wurde, scheint in den USA nun fix: Die Federal Communications Commission (FCC) gab am Mittwoch bekannt, dass Unternehmen wie Disney, Google or Netflix "Vorfahrt" im Internet erhalten sollen. Gegen Bezahlung sollen Provider deren Content, vor allem Videos, schneller transportieren. Das Prinzip, dass Internet-Content gleichwertig behandelt wird, also die sogenannte Netzneutralität, wäre somit nicht mehr gewährleistet.

Die Neuregelung würde eine drastische Änderung des Transports von Content nach sich ziehen. So wären etwa Produkte von Unternehmen, die sich die "schnelle Leitung" nicht leisten könnten, für Endbenutzer bei weitem nicht so attraktiv. Außerdem kann man damit rechnen, dass die Kosten für den schnelleren Datentransport in der einen oder anderen Form an die User weitergegeben werden. Nicht umsonst hatten die Provider in Europa das Ende der Netzneutralität als finanziellen Ausgleich für das Ende der Roaming-Gebühren gefordert.

Tom Wheeler, Vorsitzender der F.C.C., verteidigte die geplante Neuregelung. Es sei schlicht und einfach falsch, dass die Regeln des offenen Internets gebrochen werden. Vielmehr könnten "Web Fast Lane" und Netzneutralität nebeneinander existieren. So sollen Provider zwar Geld verlangen dürfen, aber keine Exklusiv-Deals abschließen können. Konkurrenten muss ein "wirtschaftlich vernünftiges" Angebot gemacht werden, ebenfalls eine Überholspur zu mieten. Für Start-ups würden sich dennoch unüberwindbare Hürden auftun.

Entsprechend enttäuscht reagierten Internet-Aktivisten und Bürgerrechtler auf die Entscheidung der Regulierungsbehörde. Und das Magazin Mother Jones titelte: "Netzneutralität im reifen Alter von 45 gestorben".

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