Offene Stellen: 83 Prozent Dienstleistungsjobs

63.000 sofort verfügbare Jobs beim AMS
Analyse: Für mehr als ein Drittel der offenen Stellen reicht die Pflichtschule. Der Arbeitsmarkt polarisiert sich.

Österreichs Wirtschaft zieht kräftig an, die Zahl der beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldeten, sofort verfügbaren Stellen erreichte Ende September mit fast 63.000 einen neuen Rekordwert. Aber wer wird überhaupt gesucht? Nach einer aktuellen AMS-Berechnung laufen 40 Prozent aller Neueinstellungen in Österreich über die AMS-Plattform, damit konnte der so genannte Einschaltgrad bei Jobausschreibungen in den vergangenen Jahren leicht erhöht werden.

Traditionell sind es vor allem niedrige und mittlere Qualifikationen, die von rund 77.000 Unternehmen gemeldet werden, eher schwer tut sich das AMS nach wie vor im Akademikerumfeld. "Wir haben in den vergangenen Jahren aber im höherqualifizierten Bereich zulegen können", sagt AMS-Sprecherin Beate Sprenger. So habe sich die Zahl der gemeldeten Akademikerjobs binnen zehn Jahren verdreifacht. In Summe sind jedoch nicht einmal fünf Prozent aller offenen Stellen für Akademiker, während 37 Prozent maximal einen Pflichtschulabschluss und fast 50 Prozent zumindest Lehrabschluss erfordern.

Dienstleistungsjobs

Die Anforderungsprofile spiegeln den Strukturwandel in der Wirtschaft wider. Schon 83 Prozent der AMS-Jobs entfallen auf den Dienstleistungsbereich, vor allem Tourismus und Handel. Noch deutlicher zeigt sich der Trend in der Offene-Stellen-Erhebung der Statistik Austria, bei der regelmäßig 6000 Betriebe befragt werden. Laut jüngsten Daten waren die gefragtesten Berufe im Vorjahr Dienstleistungsberufe (25 Prozent), Techniker (17 Prozent) und Berufe aus dem Handwerk und Gewerbe (15 Prozent). Selbst Hilfsjobs machten noch acht Prozent aller angebotenen Posten aus. Trotz der beruflichen Anforderungen war bei rund 37 Prozent der angebotenen Stellen aus Sicht der Unternehmen keinerlei Mindestqualifikation erforderlich. Bei 28 Prozent war ein Lehrabschluss gewünscht, bei 21 Prozent zumindest die Matura. Die Chancen für Ungelernte sind also gar nicht so schlecht?

Arbeitsmarktexperten der OECD sprechen schon länger von einer "Polarisierung des Arbeitsmarktes", also Beschäftigungszuwachs bei gering und hoch qualifizierten Jobs zu Lasten der mittleren Qualifikationen. Laut OECD ist Österreich von dieser Entwicklung besonders stark betroffen, so ging die Zahl der Jobs mit mittleren Qualifikationen in den vergangenen 20 Jahren um 17 Prozent zurück. Viele dieser Arbeitsplätze, vor allem mit Leitungsfunktionen, sind heute mit Akademikern besetzt, obwohl ein Hochschul-Abschluss für die Stelle ursprünglich gar nicht erforderlich war. Auf der anderen Seite sind Einkommen und Aufstiegschancen ohne formalen Bildungsabschluss stark gesunken.

Laut Statistik Austria lag im Vorjahr das voraussichtliche Bruttoeinkommen bei 42 Prozent aller offenen Stellen unter 1700 Euro, bei 27 Prozent zwischen 1700 und 2400 Euro, 14 Prozent waren Teilzeitstellen. Das AMS hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Stellen mit mindestens 1900 Euro Monatsbrutto zu akquirieren.

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