Österreichs Wirtschaft will Beziehungen mit Vietnam ausbauen

In Vietnam befindet sich derzeit die längste Seilbahn der Welt. Erbaut wurde sie vom österreichischen Seilbahnhersteller Doppelmayr.
Vietnam wirbt um Investoren aus Österreich. Begehrt sind Know how und Geld aus verschiedenen Branchen.

Die österreichische Wirtschaftskammer WKO will die Beziehungen zu Vietnam verstärken. „Vietnam zählt zu jenen Volkswirtschaften, die sich weltweit am dynamischsten entwickeln. Im Vorjahr wuchs die Wirtschaft um 7,1 Prozent. Dazu kommt eine schnell wachsende Mittelschicht und gut ausgebildete Arbeitskräfte“, so Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer am Dienstag vor Journalisten.

Mittelklasse wächst - und damit die Kaufkraft

Vietnam hat etwa 96 Millionen Einwohner, ein Drittel kann inzwischen zur Mittelklasse gezählt werden. Außerdem sind rund 40 Prozent unter 35 Jahren alt, sagt Mahrer.

Die WKO wird daher am 16. Mai in Ho Chi Minh City (das ehemalige Saigon) ein Außenwirtschaftscenter eröffnen. Österreichs Wirtschaft könne laut Mahrer damit besser von der stark wachsenden Wirtschaft des Landes mit seiner jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung profitieren.

Magna baut erstes Auto aus Vietnam mit

Vietnams Botschafter in Wien, Le Dung, hofft vor allem auf mehr Investitionen aus Österreich. Insbesondere die Autoindustrie sei in Vietnam wichtig. Das erste Auto des Landes, der Vinfast, wurde übrigens innerhalb von zwölf Monaten mit Hilfe von Magna entwickelt und soll in gut einem Monat öffentlich vorgestellt werden.

Neben Unternehmen aus der Autozulieferindustrie hofft Le Dung österreichische Betriebe aus den Bereichen Agrartechnik, erneuerbare Energie und Tourismus für Vietnam begeistern zu können.

Rund 30 österreichische Firmen in Vietnam tätig

Neben Magna sind derzeit rund 30 österreichische Firmen in Vietnam tätig. Darunter etwa der Gesundheitskonzern Vamed oder die niederösterreichischen Ölbohrspezialisten Schöller Bleckmann Oilfield.

Laut Wirtschaftskammer sind die österreichischen Exporte nach Vietnam von 1995 bis  2018 von rund neun Millionen Euro auf 225 Millionen Euro gestiegen. Ausgeführt werden vor allem Maschinen und elektrische Geräte oder Produkte aus der Medizin- und Pharmaindustrie.

Allerdings werden viel mehr Produkte aus Vietnam importiert als exportiert. Zuletzt waren es vietnamesische Waren im Wert von 820 Millionen Euro, die Herr und Frau Österreich kaufen. Dazu zählen etwa Kleidung, Schuhe, Mobiltelefonzubehör, Reiseartikel und auch Möbel

Freihandelsabkommen vor Unterschrift

Große Hoffnungen setzen Mahrer und Botschafter Le Dung in das vor der Unterzeichnung stehende Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam. Dadurch sollten mit Inkrafttreten zwei Drittel der Importzölle wegfallen, im Laufe von zehn Jahren dann praktisch alle. Offen ist allerdings, ob das Abkommen noch vor der EU-Wahl Ende Mai unterzeichnet werden kann.

Vietnam investiert laut Mahrer und Le Dung derzeit intensiv in Infrastruktur und Bildung. Gute Englischkenntnisse seien inzwischen üblich, über 90 Prozent der Menschen schließen eine Schule oder Fachausbildung ab.

Österreich unterhält seit 1972 diplomatische Beziehungen zum kommunistischen Vietnam. Erst drei Jahre später endete der Vietnamkrieg dann endgültig.

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