Österreichs Wirtschaft viel besser unterwegs als die deutsche

Österreichs Wirtschaft viel besser unterwegs als die deutsche
Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, hat die Wachstumsprognose angehoben.

Zuerst tauschten heimische Unternehmen alte Maschinen gegen neue aus. Dann expandierten sie und weiteten die Produktion aus. Und zwar derart stark, dass die Ökonomen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) staunen. „Die Investitionen überraschen wirklich positiv“, sagt Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Volkswirtschafts-Abteilung der OeNB. Was die Investitionen betrifft (im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung), ist Österreich fast Europameister. Nur Estland liegt höher. Auch der Wohnbau ist jetzt endlich wirklich angesprungen.

In ihrer jüngsten Prognose hat die OeNB etliche gute Nachrichten parat:

Konjunktur

In Deutschland werden die Wachstumsraten gerade reihenweise nach unten revidiert. Die dortigen Unternehmen investieren weniger, weil sie durch die US-Handelspolitik verunsichert sind. Weniger geleistete Arbeitsstunden durch Streiks und eine schwere Grippewelle dämpften die Konjunktur im ersten Quartal. Österreich ist anders: Die OeNB hat die Wachstumsprognose für heuer von 2,8 auf 3,1 Prozent angehoben. Auch die Folgejahre sind besser als noch im März erwartet. Damit sei Österreich 2018 bis 2020 stärker als Deutschland. Einen Grund für den Optimismus sieht OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny in der wirtschaftlichen Verflechtung mit Zentral- und Osteuropa. Dort erleben viele Länder gerade einen veritablen Boom.

Einkommen

„Die Haushalte werden am Wirtschaftsaufschwung beteiligt“, sagt Ritzberger-Grünwald. Durch die „relativ guten Lohnabschlüsse“ wachsen die real verfügbaren Haushaltseinkommen kräftig. Und zwar um je 1,5 bis 1,6 Prozent in den Jahren 2018 bis 2020 – ein Garant dafür, dass auch die Konsumausgaben weiter zulegen können.

Schulden

Österreich könnte schon heuer ein Nulldefizit schaffen. Bis 2020 soll die Staatsschuldenquote deutlich sinken (siehe Grafik unten) – auch, weil sich die Abbaubanken (wie die Heta) positiver entwickeln als erwartet.

Es gibt auch weniger gute Nachrichten. Dazu gehört die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Trotz Hochkonjunktur fällt die Arbeitslosenrate nicht deutlich. Mit schuld daran ist, dass das Angebot an Arbeitskräften (durch späteren Pensionsantritt, Zuwanderung) stärker wächst als die Nachfrage.

Zinsen

Bei der EZB-Sitzung wurde zwar das Ende der Anleihenkäufe per Dezember beschlossen. Die Leitzinsen werden noch länger bei 0,0 Prozent bleiben, kündigte die EZB am Donnerstag an. „Wir sollten mit der Normalisierung aber nicht allzu lange warten“, mahnt Nowotny.

Der Zinsabstand zwischen dem Euroraum und den USA ist derzeit der höchste seit 1999 – und wird weiter wachsen. Das biete Anreize für Trades, meint Nowotny. Investoren könnten sich billige Euro ausborgen und in Dollar anlegen. Tendenziell würde das eine weitere Abschwächung des Euro-Kurses bedeuten.

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