Zwerge versetzen wirtschaftlich Berge

BILD zu OTS - Josef Farthofer mit Partnerin Doris Hausberger in der Destillerie
Sie sind verantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes.

Es gibt nicht nur Swarovski und Red Bull, voestalpine oder die OMV. Die wenigen Großkonzerne und Weltmarken dominieren mitunter das Börsen- und Mediengeschehen. Aber an der Erfolgsstory der Exportnation Österreich schreiben auch die vielen kleinen und mittleren Unternehmen mit. Sie sind international gesehen meistens Zwerge, trumpfen aber auf ihren Märkten groß auf. Oder sind in bestimmten Nischen sogar Weltmarktführer.

In der Welt der Offroad-Motorräder ist beispielsweise KTM aus Mattighofen in Oberösterreich die Großmacht schlechthin. Egal ob beim Erzbergrodeo (Bild rechts) oder im Wüstensand beim Rennen ParisDakar. Insgesamt ist das börsenotierte Unternehmen bei einem Jahresumsatz von 527 Millionen Euro (2011) Europas zweitgrößter Motorradhersteller und Weltmarktführer bei Geländemaschinen.

Ein Beispiel ganz anderer Art ist das 120 Jahre alte Vorarlberger Familienunternehmen Doppelmayer: 628 Millionen Jahresumsatz und unangefochtener Weltmarktführer bei Seilbahnen – ob am Mont Blanc oder in der russischen Olympiastadt Sotschi.

Rund um Schnee, Winter und den Tourismus haben Österreichs Unternehmer überhaupt viel Know-how aufgebaut, auch wenn sie nicht so klingende Namen wie Doppelmayer vorweisen können. Sunkid ist so ein Fall. Erst 1996 gegründet, liefert das Unternehmen heute etwa seine Zauberteppich-Förderbänder als Aufstiegshilfen für Skischulen und damit den Ski-Nachwuchs in der ganzen Welt. Für behagliche Wärme sorgt hingegen Wohlfühlspezialist Schletterer aus Strass im Zillertal. Die Firma, 1989 gegründet, hat weltweit bereits 1800 Wellness- und Spa-Anlagen errichtet, von der tropischen Wellnesswelt in Norddeutschland bis hin zum Spa auf der Kreuzschifffahrt-Legende Queen Mary II.

Wen es lieber in tief verschneite Hänge abseits präparierter Pisten zieht, wird um ein Lawinen-Piepserl nicht herumkommen. Das erste Gerät entwickelte man 1972 gemeinsam mit der TU Graz. Heute, 350.000 verkaufte Stück später, gilt die steirische Firma Pieps als Weltmarktführer in der Lawinenverschütteten-Suche. Und das bei „nur“ 7,5 Millionen Euro Umsatz, doch der Erfolg gibt der Firma recht. Erst im Oktober hat der wesentlich größere US-Sportausrüster Black Diamond das Lebringer Unternehmen übernommen – um sich selbst zu stärken.

Nicht alle, die viel Erfolg haben, sind auch entsprechend beliebt. Maschinenbauer Andritz beispielsweise, ausgezeichnet als „global player 2012“, muss herbe Kritik für seine Beteiligung an Großprojekten wie dem Staudamm Belo-Monte im Amazonasgebiet oder am Xayaburi-Staudamm in Laos einstecken. Oder der weltweit größte Kürbiskernölerzeuger Pelzmann aus der Südsteiermark. Für die einen sind die Pelzmann-Öle eindeutige Aushängeschilder des „Feinkostladens Österreich“. Kritiker wiederum meinen, in der Kürbiskernölproduktion werde geschummelt, die Rohware komme zunehmend aus China.

Einer, der es in seinem Segment allen recht macht, ist der Mostviertler Josef Farthofer. Er ist kein Weltmarktführer, kein Börsenliebling. Aber er stellt den besten Vodka der Welt her. Farthofer holte in London beim weltweit bekanntesten Wettbewerb dieser Art („International Wine & Spirits Competition“) für seinen Organic Vodka die einzige Goldmedaille Österreichs und Bronze für seinen Marillenbrand. Der Niederösterreicher, der in fünfter Generation Edelbrände destilliert, sagt: „Liebe zum Detail, eine geschulte feine Nase und extreme Sorgfalt, mit der ich meine Produkte herstelle, sind die wichtigsten Kriterien für den Erfolg.“

Doch nicht nur Tradition und Erfahrung zählen, zunehmend können heimische Firmen auch in der schnelllebigen IT-Welt punkten. Ein Beispiel von vielen ist Emporia, der 1991 gegründete, weltweit führende Anbieter für Senioren-Handys. Vertrieben werden Emporia-Handys bereits in 30 Ländern – vor allem in Europa, aber auch in Israel oder Kanada. Im Visier hat man jetzt die ganz großen Märkte USA und China.

Weil so eine Darstellung nie vollständig sein kann, wird der KURIER ab jetzt in loser Folge Österreichs Erfolgsunternehmen porträtieren und die eher unbekannten Exportkaiser unter den Klein- und Mittelbetrieben vor den Vorhang bitten.

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