"Österreicher verschlafen den Trend hin zu Aktien"

Die Fondsgesellschaft rechnet für 2014 mit weiteren Kursanstiegen. Die Risiken seien gering.

US-Aktien plus 25 Prozent, japanische Aktien plus 23 Prozent und Aktien der Eurozone plus 21 Prozent. So eindrucksvoll legten die Kurse seit Jahresbeginn zu. „Diese Zahlen widerlegen die Unkenrufe, wonach mit Aktien nichts zu verdienen ist“, sagt Gerhard Aigner, Geschäftsführer der Investmentfondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management (RCM).

„Man muss mehr Risiko eingehen, um nach Abzug der Inflation einen Ertrag zu haben.“

Die Nachfrage nach Fonds ist in Österreich im internationalen Vergleich dennoch verhalten. Top-Seller waren bei der RCM heuer ausschließlich weniger riskante Anleihenfonds bzw. gemischte Fonds mit nur geringem Aktienanteil. „Die Österreicher verschlafen den Trend hin zu Aktien“, sagt RCM-Chef Mathias Bauer. „Man muss mehr Risiko eingehen, um nach Abzug der Inflation einen Ertrag zu haben.“ Diese Erkenntnis habe sich noch nicht duchgesetzt.

Die RCM sieht auch die weitere Entwicklung positiv. Grund sei weniger die sich langsam bessernde Konjunktur. Vielmehr seien die Gewinne der Unternehmen die treibende Kraft, so Aigner. „Ich erwarte mir fünf bis zehn Prozent Gewinnwachstum.“ Vor allem europäische Aktien seien somit weiterhin günstig. Mit Rückschlägen müsse zwar gerechnet werden, doch bei längerer Behaltedauer der Papiere sei dies zu verschmerzen. So seien die Aktienkurse in den letzten zehn Jahren je nach Region zwischen fünf und elf Prozent im Jahr gestiegen.

Risiken

Als mögliche, aber unwahrscheinliche Risiken nennt Aigner eine hinter den Erwartungen bleibende US-Konjunktur, eine Krise in den Wachstumsmärkten oder ein Wiederaufflammen der Eurokrise.

Laut Aigner stehen die Zeichen, dass es trotz der Kursverluste der vergangenen Tage zu einer Jahresendrallye kommt, „nicht schlecht“. Auch die Wiener Börse, die mit einem Jahreszuwachs beim Leitindex ATX von zehn Prozent hinter anderen Märkten blieb, sieht der Fachmann für nächstes Jahr „sehr gut laufen“. Weniger optimistisch ist er bei Anleihen. Hier seien nur zwischen ein und vier Prozent (je nach Kategorie) zu holen.

Das von der RCM verwaltete Vermögen sank seit Jänner um 6,4 Prozent auf 26,7 Mrd. Euro. Dies habe vor allem mit Abflüssen institutioneller Kunden zu tun, so Bauer. Die RCM ist somit in Österreich hinter die Erste Sparinvest zurückgefallen. Bauer will wieder Nummer eins werden, „aber nicht um jeden Preis“.

Kritik übt er an der heimischen Finanzmarktaufsicht. „Was früher zu wenig reguliert wurde, geschieht nun überbordend. Wir werden mit Formalismen überfrachtet.“ Das sei mit enormen Kosten verbunden, die die seit 2008 erzielten Einsparungen übertreffen würden.

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