Österreicher sind Vorsorge-müde

Österreicher sind Vorsorge-müde
Jeder Zweite zweifelt an der staatlichen Pension. Für die Absicherung reicht den meisten aber ein Sparbuch aus.

Sorgen, aber kaum Vorsorgen: So lässt sich eine repräsentative Studie der Karmasin Motivforschung über die Einstellung der Österreicher zum Thema Altersvorsorge zusammenfassen. Demnach glaubt nur noch etwa die Hälfte der Befragten, mit einer staatlichen Pension den Lebensstandard beibehalten zu können. Bei den unter 30-Jährigen sind sogar zwei Drittel skeptisch. Von diesen finanziellen Zukunftssorgen kann aber die private Pensionsvorsorge derzeit überhaupt nicht profitieren.

Im Gegenteil: Die Österreicher lassen derzeit die Finger von Geldanlage-Produkten wie Rentenfonds oder Lebensversicherungen. Wegen der Krise an den Finanzmärkten geben 55 Prozent der Befragten an, Angst um ihr Erspartes zu haben. "Vor allem die Jungen lassen ihr Geld lieber am Girokonto als es zu veranlagen", sagt Studienautorin Sophie Karmasin. Plausible Gründe für die Vorsorge-Müdigkeit sind vor allem der generelle Vertrauensverlust ins Finanzsystem, die niedrigen Zinsen sowie die Kürzung der staatlichen Förderungen.

Für 73 Prozent aller Österreicher ist daher das Sparbuch die beste Pensionsvorsorge. Wichtigstes Argument: Sicherheit und rasche Verfügbarkeit des Geldes. Nur 27 Prozent würden derzeit eine Lebensversicherung als Vorsorgeprodukt abschließen. Karmasin ortet hier noch großes Aufklärungspotenzial für die Versicherungen, die Vorteile einer Lebensversicherung besser zu kommunizieren.

Pensionslücke

Pensionsexperte Ulrich Schuh vom Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria hält eine Stärkung der privaten Pensionsvorsorge für unabdingbar, um die künftige Pensionslücke zu schließen: "Man kann nur das verteilen was vorhanden ist." Vor allem in der Ansparphase brauche es aber auch staatliche Anreize.

Trotz der aktuellen Vorsorge-Müdigkeit der Österreicher sieht Klaus Pekarek, Chef der Raiffeisen Versicherung, noch großes Potenzial bei der Altersvorsorge. Österreich liege bei den Ausgaben für Lebensversicherungen mit 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) weit unter dem EU-Schnitt von 4,1 Prozent. Pekarek ist überzeugt, dass durch die wachsende Pensionslücke die Notwendigkeit, privat vorzusorgen "dramatisch zunehmen" werde: "Ich rechne fest damit, dass die Menschen Konsumverzicht üben werden, damit sie Geld für die private Vorsorge haben."

Österreicher sind Vorsorge-müde

Unisex-Tarife: Alles gleich, Vieles teurer

Ab 21. Dezember darf es bei Versicherungsprämien und -leistungen keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau geben. Die EU-"Unisex"-Verordnung beschert vor allem den Frauen teurere Lebens- und Unfallversicherungen. Klaus Pekarek, Chef der Raiffeisen Versicherung, geht von Prämienerhöhungen von 30 bis 40 Prozent aus. Für Frauen lohne sich daher noch ein Vertragsabschluss in diesem Jahr. Pekarek rechnet daher mit "Vorzieheffeken". Mit den erwarteten Zuwächsen im Herbst will Pekarek den Halbjahres-Rückgang bei klassischen und Fonds-Polizzen um 0,2 Prozent bis Jahresende noch kompensieren.

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