Österreicher können sich weniger leisten

Österreicher können sich weniger leisten
Die Einkommen steigen kaum, die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Geld wird für viele knapp.

Für die heimische Wirtschaft ist das Jahr 2013 enttäuschend verlaufen. Das Wachstum war mit 0,3 Prozent so schwach wie zuletzt 2009 und die Arbeitslosigkeit stieg auf mehr als 380.000 Betroffene. Dies machte sich laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO auch in den Konsumausgaben bemerkbar. Sie schrumpften real um 0,1 Prozent.

Zwar stieg die Nettolohnsumme um 2,3 Prozent, doch sei dieser vor allem durch die Ausweitung der Beschäftigung zustande gekommen. Zusätzlich habe die Inflation von zwei Prozent die Kaufkraft beträchtlich geschrumpft. „Dadurch ergibt sich ein Rückgang der realen Nettoeinkommen“, sagt WIFO-Experte Markus Scheiblecker. Nicht zuletzt scheinen zugleich die Einkommen aus bestehenden Vermögen deutlich gesunken zu sein.

Dies dürfte auf die tiefen Sparzinsen zurückzuführen sein. Alles in allem blieb den Österreichern 2013 weniger in den Brieftaschen. Das zeigt auch eine Studie der Generali Versicherung. Demnach hat jeder Dritte der 1000 Befragten weniger Geld zur Verfügung als vor einem Jahr. Auch fürs Sparen bleibt weniger: 18 Prozent können bzw. wollen weniger Geld auf die Seite legen (2012: 10 Prozent).

Zuversicht

Doch für das kommende Jahr sind die Befragten optimistischer. Sie wollen in vielen Bereichen wieder mehr ausgeben. Davon geht auch das WIFO aus. „Die privaten Haushalte werden sowohl von einer besseren Entwicklung der Einkommen als auch vom weiteren Nachlassen der Inflation profitieren“, sagt Scheiblecker. Aus diesem Grund und wegen des 2013 aufgestauten Konsumbedarfes werde der private Konsum 2014 real um knapp ein Prozent wachsen.

Auch bei den Unternehmen sieht das WIFO Aufwind. Es gebe eine deutliche Zunahme der Auftragseingänge, so Scheiblecker. Dies wird vom Einkaufsmanagerindex der Bank Austria untermauert. „Er bestätigt, dass Österreichs Industrie zum Jahresende 2013 die Stagnation überwunden hat“, sagt BA-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Die Nachfrage sei im Dezember kräftig angezogen, die Produktion stark ausgeweitet worden. Die Personalkapazitäten würden dennoch weiter zurückgefahren.

Bei Urlaub und Sport wird nicht gespart

Österreicher können sich weniger leisten
Verfügbares Geld im Vergleich zum Vorjahr - Tortengrafik; geplante Mehrausgaben 2014 - Balkengrafik Grafik 1507-13-Studie.ai, Format 42 x 116 mm
Der Konsum wird demnach aber nicht großflächig eingeschränkt: Trotz rückläufiger Kaufkraft haben die Österreicher für wesentliche Teile des täglichen Lebens für 2014 vor, mehr auszugeben: Siegerplätze bei den geplanten Mehrausgaben sind wieder"Urlaub"und"Wohlbefinden/Sport"- und das im Vergleich zum Vorjahr in umgekehrter Reihenfolge. An erster Stelle rangiert Urlaub (24 nach 22 Prozent im Jahr davor), gefolgt von 22 Prozent für Wohlbefinden/Wellness/Sport.

Für ihre vier Wände haben 21 (20) Prozent der Befragten höhere Ausgaben geplant.

Platz vier belegen mit 18 (17) Prozent Aus- und Weiterbildung und auf Rang fünf der Mehrausgaben-Skala liegen mit je 17 Prozent Gesundheit, Freizeit und Ernährung. Junge Menschen wollen mehr in Bildung investieren, immerhin 38 Prozent haben dafür höhere Ausgaben im Visier. Weniger ausgeben wollen sie für Alkohol, auch bei Autofahrten wollen die jungen Leute eher sparen.

Die einen wollen nicht, die anderen können nicht

Stichwort Sparen: 18 Prozent der Österreicher können bzw. wollen weniger Geld auf die Seite legen (2012: 10 Prozent). Damit zählt das klassische Sparverhalten aktuell zu den Verlierern in den Umfragen. Nicht verloren hat die Altersvorsorge: 57 Prozent der befragten Personen werden der Versicherungsstudie zufolge 2014 an diesen Investitionen unverändert festhalten, 6 Prozent planen, für die Altersvorsorge sogar mehr Geld locker zu machen.

32 Prozent der befragten Österreicher und Österreicherinnen geben heuer zum Jahreswechsel an, derzeit insgesamt weniger Geld zur Verfügung zu haben als noch im Vorjahr (2012: 28 Prozent).

Eine Frage des Alters

Nur 15 (Vorjahr: 22) Prozent schätzen ihr verfügbares Geld höher ein, heißt es in einer Mitteilung der Generali. Mit zunehmendem Alter schwinde der Anteil jener Menschen, die mehr Geld zur Verfügung haben, deutlich: So seien das 30 Prozent der unter 30-Jährigen, 24 Prozent der 30- bis 39-Jährigen, 15 Prozent der 40-bis 49-Jährigen, aber nur mehr 8 Prozent der 50- bis 59-Jährigen und 3 Prozent der über 60-Jährigen. Besonders stark ausgeprägt sei das Geldproblem bei den 50- bis 59-Jährigen sowie bei den über 60-Jährigen: In diesen Altersgruppen erklärten jeweils an die 38 Prozent der Befragten, heute weniger Geld verfügbar zu haben als noch im Vorjahr - bei der letzten Umfrage waren es je 31 Prozent gewesen.

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