Österreich spürt Kreditbremse im Osten

Österreich spürt Kreditbremse im Osten
Steigen die Banken im Osten zu hart auf die Kreditbremse, spürt das auch Österreich

Weniger Risiko. Westeuropäische Banken haben ihre Kreditportfolios in Osteuropa zurückgefahren. Braucht ein Privatkunde in Budapest oder eine Geschäftsfrau in Warschau einen Kredit, gehen sie in aller Regel zu einer ausländischen Bank. Geldhäuser aus der Eurozone, allen voran aus Österreich, Deutschland und Italien, dominieren den osteuropäischen Bankenmarkt. Dass der Kredit auch bewilligt wird, ist mittlerweile weniger wahrscheinlich als noch vor einem Jahr. Die Banken stehen bei der Vergabe auf der Bremse.

Hintergrund dafür ist, dass die Kreditinstitute gerade einen Spagat schaffen müssen. Auf der einen Seite wollen sie zwar im Osten im Geschäft bleiben, auf der anderen Seite müssen sie aber mehr Eigenkapital vorrätig halten. Internationale Banken schrumpfen daher ihre Kreditportfolios im Ausland (im Fachjargon Deleveraging genannt).

Studie

In Kroatien, Polen, Rumänien, der Slowakei, in Tschechien und Ungarn (CEE6 genannt) machte dieser Kreditabbau im Verlauf eines Jahres in Summe 45 Milliarden Dollar oder vier Prozent der Wirtschaftsleistung des CEE6-Raumes aus. Klingt viel, ist im Vergleich aber moderat, heißt es in einer Studie der Erste Group. 40 Prozent davon entfielen zudem auf den Sonderfall Ungarn, wo die Banken zu Zwangskonvertierungen von Fremdwährungskrediten gezwungen wurden. In den Euro-Krisenländern gingen die internationalen Banken viel rigoroser vor. In Irland etwa schrumpfte das Kreditvolumen gleich um mehr als 95 Milliarden Dollar (oder fast 47 Prozent des BIP, siehe Grafik ).

Österreich spürt Kreditbremse im Osten

Wenn die Banken bei der Kreditvergabe in Osteuropa noch heftiger auf die Bremse steigen, hätte das massive Auswirkungen. Weniger Kredite heißen weniger Wachstum. Das bekämen auch viele österreichische Firmen zu spüren, die nach Osteuropa exportieren oder dort Tochterfirmen gegründet haben. Um einen Massenexodus westlicher Banken aus Osteuropa zu verhindern, wurde der „Wiener Initiative“ neues Leben eingehaucht. In der ursprünglichen Version hatten in der Wirtschaftskrise 2009 westliche Banken zugesagt, sich nicht aus Osteuropa zurückzuziehen. Mit der jetzigen „Wiener Initiative 2.0“ soll erreicht werden, dass im Osten keine all zu arge Kreditklemme entsteht, die die Konjunktur abwürgt.

Rückzug: Der Berg an Krediten schrumpft

Kreditabbau Das Kreditvolumen ausländischer Banken in Osteuropa hat sich spürbar verkleinert. In Polen beispielsweise ging es innerhalb eines Jahres um 18,6 Milliarden Dollar zurück.

Angebot und Nachfrage Hintergrund für den Kreditabbau (Deleveraging) ist, dass die Banken bei der Vergabe bremsen. Bei der schwachen Konjunktur in vielen Ostländern ist aber auch die Nachfrage mäßig.

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