Österreich plant 70-jährige Anleihe

Österreich plant 70-jährige Anleihe
Anleihen mit Laufzeiten von 50 Jahren hat Österreich schon erfolgreich ausgegeben. Nun soll die maximale Laufzeit ausgeweitet werden.

Mit dem Jahr 2013 wird es für die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA) auch die Möglichkeit geben, Bundesanleihen mit Laufzeiten von bis zu 70 Jahren aufzulegen. "Wir haben eine Gesetzesänderung in Vorbereitung, mit der die maximalen Laufzeiten von derzeit 50 auf 70 Jahre ausgedehnt werden", so ÖBFA-Geschäftsführerin Martha Oberndorfer am Dienstag.

"Wenn die Nachfrage da ist und alles stimmt, werde ich mir die Möglichkeiten genau anschauen", sagte Oberndorfer. Nachgefragt werden solche langen Laufzeiten vor allem von institutionellen Anlegern wie Versicherungen und Pensionskassen, nicht zuletzt, weil die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen sei.

Aber nicht nur in Österreich, auch in vielen anderen Industrieländern wird laut darüber nachgedacht, wie man von den derzeit herrschenden tiefen Zinsen noch länger profitieren kann. Großbritannien will beispielsweise seinen aktuellen Status als "sicherer Hafen" für Anleger mit einer "Jahrhundert-Anleihe" ausnutzen. Zuletzt bestätigte die britische Regierung Überlegungen zum Verkauf von Staatsanleihen mit einer extrem langen Laufzeit von 100 Jahren. Auch in den USA wird die Ausgabe einer "Jahrhundert-Anleihe" diskutiert.

Am Dienstag konnte Österreich bei der Auktion von Bundesanleihen erneut von günstigen Rekordzinsen profitieren: Bei der Aufstockung einer fünfjährigen Emission um 600 Mio. Euro wurde eine durchschnittliche Rendite von 1,408 Prozent erzielt, bei der Aufstockung einer zehnjährigen Anleihe um 500 Mio. Euro lag die Durchschnittsrendite bei 2,634 Prozent. "Beide Zinssätze sind Alltime-Lows", so Oberndorfer.

"Jahrhundert-Bonds"

"Jahrhundert-Bonds" sind in der Finanzwelt nichts Neues. Sie kommen auch in Volkswirtschaften zum Einsatz, die nicht zur Weltspitze gehören. Vor etwa zwei Jahren hatte beispielsweise Mexiko eine Anleihe mit einer Laufzeit von 100 Jahren erfolgreich am Markt platziert. Der Zinssatz betrug damals gut sechs Prozent. Im Falle neuer 100-jähriger Anleihen aus Großbritannien oder den USA rechnen Experten mit einem geringeren Zinssatz von vier bis fünf Prozent.

Bisher liegen die längsten Laufzeiten bei Staatsanleihen führender Industrieländer deutlich niedriger als 100 Jahre. Laufzeiten von 40 Jahren sind unter anderem aus Großbritannien und Japan bekannt. Frankreich und Österreich hatten mit Erfolg Anleihen über 50 Jahre an den Finanzmärkten platzieren können. Dagegen haben die Investoren bei deutschen Bundesanleihen nur die Wahl bis zu einem maximalen Zeitraum von 30 Jahren.

Selbst das von der Staatspleite bedrohte Griechenland hatte zeitweise extrem langlaufende Anleihen im Kampf gegen die Schuldenkrise erwogen. Ein Banker, der das von der Pleite bedrohte Euroland beraten hatte, brachte die Idee einer 100-jähringen Anleihe zeitweise ins Spiel. Sie wurde aber schnell wieder verworfen, nachdem das Land unausweichlich auf den Schuldenschnitt zusteuerte.

Investoren zögern noch

Auf den ersten Blick sind Staatsanleihen mit extrem langen Laufzeiten grotesk. Potenzielle Käufer dürften die Auszahlung mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr erleben. Auch die ersten Äußerungen von möglichen Investoren klingen eher verhalten. Vom Verband der britischen Pensionsfonds hieß es beispielsweise, dass die Laufzeit einer Anleihe über 100 Jahre einfach zu lang ist für Fondsgesellschaften. Auch in den USA wird die Ausgabe einer Jahrhundert-Anleihe derzeit eifrig diskutiert. Aber hier stoßen die Pläne dem Vernehmen nach bei führenden Geldhäusern wie JP Morgen oder Goldman Sachs auf reges Interesse.

Allerdings rechnet sich der Kauf von Papieren mit extrem langen Laufzeiten ausschließlich bei Ländern, von denen eine sehr geringe Pleitegefahr ausgeht.

Kommentare