Österreich ist die neue Zugspitze im Bahnverkehr der EU
Von Wien nach Paris oder an die amalfische Küste in Süditalien, von Linz nach Kopenhagen oder von Bregenz nach Warschau. Das alles sind Distanzen auf der Schiene, die in etwa dem entsprechen, was jeder Österreicher jährlich per Bahn zurücklegt. 1425 Kilometer kamen 2013 (neuere Daten liegen noch nicht vor) statistisch gesehen auf jeden Einwohner, um 94 Kilometer mehr als in Jahr davor.
Damit sind die Österreicher an der bisherigen Bahnfahrer-Nation Nummer 1 in der EU, Frankreich, zügig vorbeigefahren (siehe Grafik). Vom Europameister Schweiz sehen die heimischen Bahnfahrer allerdings nicht einmal noch die Rücklichter. Die Schweizer bringen es auf durchschnittlich 2430 Bahnkilometer. Zur Veranschaulichung: Der Unterschied zwischen den Bahnfahrern der beiden Nachbarländer macht etwa die Schienenstrecke zwischen Wien und Genf aus.
Dass nun Österreich die neue Nummer 1 in der EU ist, erklärt Maria-Theresia Röhsler, Chefin der Regulierungsbehörde Schienen-Control, mit dem Ausbau der Weststrecke. Durch die kürzeren Fahrtzeiten zwischen Wien, St. Pölten, Linz und Salzburg sei die Bahn gegenüber dem Auto deutlich konkurrenzfähiger geworden. Nach den vorläufigen Daten dürfte der Zug zum Zug im Vorjahr noch kräftiger geworden sein. Und das, obwohl durch den Rückgang der Spritpreise Autofahren wieder günstiger geworden ist.
5,9 Cent
Mit durchschnittlichen Bahn-Reisekosten von 5,9 Cent pro Kilometer liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt. Am günstigsten ist Bahnfahren in Bulgarien, bei Weitem am teuersten in Großbritannien. Laut Röhsler erklären sich die Unterschiede zum Teil auch durch die Wechselkurse und das allgemeine Preisniveau im jeweiligen Land.
33 aktive Eisenbahnunternehmen zählte die Schienen-Control im Jahr 2013. Mit Ausnahme der Slowakei gibt es nur in den deutlich größeren Ländern Deutschland, Polen und Großbritannien mehr Anbieter. Im Personenverkehr stieg der Marktanteil der ÖBB-Mitbewerber von neun auf zwölf Prozent. Dieser Anstieg sei vor allem auf die Westbahn, den schärfsten ÖBB-Konkurrenten, zurückzuführen. Nur Polen und Großbritannien sind in Sachen Bahnliberalisierung weiter als Österreich. Im Vereinigten Königreich hat die Staatsbahn überhaupt nur noch einen Marktanteil von einem Prozent. In Polen halten sich Staat und Privat in etwa die Waage.
In Spanien, Griechenland, Kroatien oder Slowenien muss man ausschließlich in Staatsbahnen klettern. Dort gibt es noch keinen Wettbewerb im Personenverkehr.
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