Österreich erspart sich heuer eine Milliarde Euro an Zinsen

Österreich erspart sich heuer eine Milliarde Euro an Zinsen
Heimische Staatsanleihen sind begehrt. Dadurch sinkt die Zinslast.

Heimische Staatsanleihen sind begehrt. Dadurch sinkt die Zinslast. Fast tausend Euro pro Kopf – so viel hatte Österreich heuer für die Bezahlung der Zinsen auf seine Staatsschulden veranschlagt. In Summe wären das 7,85 Milliarden Euro gewesen. Tatsächlich wird es aber deutlich weniger sein. Österreich kann sich so günstig Geld ausborgen, dass die Zinslast heuer voraussichtlich „nur“ 6,7 Milliarden Euro ausmachen wird.

Die Wogen in der Schuldenkrise in der Eurozone haben dazu geführt, dass Klein- und Großanleger sichere Häfen ansteuern. Österreichische Staatsanleihen zählen dazu. Für die Sicherheit begnügen sich die Anleihenkäufer mit winzigen Zinsen. Erst gestern, Mittwoch, ist die Rendite (Zinssatz im Verhältnis zum Anleihenpreis) heimischer Zehn-Jahres-Anleihen auf das Rekordtief von 1,77 Prozent gefallen. Das zeige, dass „wir als stabiles, besonders verlässliches Land gesehen werden“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann dazu.

Diese Entwicklung wird sich nicht ewig fortschreiben lassen. Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), hat trotzdem eine Langfristrechnung angestellt. Könnte sich Österreich bis zum Jahr 2025 zu einem durchschnittlichen Zinssatz von 2,2 Prozent refinanzieren, fiele die Zinslast für diesen Zeitraum um rund 25 Milliarden Euro geringer aus als ursprünglich gedacht. Das wäre mehr als Österreichs Beitrag zum Euro-Rettungsschirm ESM. Dieser setzt sich aus zwei Milliarden Euro an Bareinzahlung und 17 Milliarden an Garantien zusammen.

Profiteur

Auch wenn Modellrechnungen nie punktgenau stimmen werden, ist doch eines klar: Österreich zählt wie Deutschland, Finnland oder die Niederlande zu den Profiteuren der Schuldenkrise. Am Mittwoch hat Deutschland ein weiteres Beispiel dafür geliefert: Die Rendite neuer zweijähriger Staatspapiere lag mit 0,02 Prozent im negativen Bereich. Die Käufer waren bereit, etwas Geld draufzulegen, um ihr Kapital sicher geparkt zu wissen.

Einen Teil des Zinsvorteils wird Österreich vielleicht aufgeben müssen. Spätestens nach den deutschen Wahlen im Herbst 2013 werden die öffentlichen Geldgeber Griechenland einen Teil seiner Schulden nachlassen müssen, damit das Land wieder auf die Beine kommt.

Griechenland steckt bereits das fünfte Jahr in einer tiefen Rezession. Im heurigen dritten Quartal ist die Wirtschaftsleistung um 7,2 Prozent abgesackt (nach 6,3 Prozent im Quartal davor). Der recht gute Sommertourismus hat noch Schlimmeres verhindert. Besserung ist nicht in Sicht. Die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF rechnet damit, dass die griechische Wirtschaftsleistung 2013 weiter schrumpfen wird – um 4,5 Prozent. Zum Vergleich: In der heftigen Krise 2009 ging es mit der österreichischen Wirtschaft um 3,8 Prozent bergab.

Je länger die Rezession dauert, desto länger wird Griechenland brauchen, den Riesenberg an Staatsschulen abzubauen. Die Euroländer werden wohl Schulden nachlassen müssen.

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