"Österreich einer der riskantesten Bankenmärkte Europas"
"Die EZB sieht Österreich als einen der riskantesten Bankenmärkte Europas." Diese Aussage eines führenden Mitglieds eines Organs der Europäischen Zentralbank sorgte vor einigen Wochen für Unruhe in der heimischen Bankenlandschaft. Die Gründe für diese ungewöhnlich deutliche Aussage: die hohe Wettbewerbsintensität, die die Margen tief nach unten drücke, sowie die bilanzielle Unterdeckung der Not leidenden Kredite.
Ein führender heimischer Banker, der ungenannt bleiben will, teilt diese Ansicht und führt sie im KURIER-Gespräch näher aus. "Der europäische Bankenmarkt hat den Anschluss an die USA verloren." Dort habe sich das System nach der Krise wieder erholt. Die Institute seien ausreichend kapitalisiert und doppelt so rentabel. "Die Kreditmargen sind fast doppelt so hoch gegenüber Europa. In Österreich wiederum machen sie nur die Hälfte vom europäischen Durchschnitt aus." Und die Dienstleistungen seien hier so billig wie sonst nirgendwo.
Bankenrettung
Die Summe der Bankenrettung sei in Relation zum Bruttoinlandsprodukt hier zu Lande im Europavergleich am größten gewesen; saniert seien die Banken damit aber nicht; zudem gebe es zu viele mittelgroße Institute; auch bei diesen gelte nach wie vor "too big to fail", sprich sie würden mit allen Mitteln am Leben erhalten.
Große Gefahr
Dabei steht laut dem Banker die nächste Krise schon bevor. Denn während in den meisten anderen Ländern vor allem Fixkredite vergeben werden, sind es in Österreich variabel verzinste Darlehen. Sie sind jetzt zwar etwas günstiger. Sollte es aber mit den Zinsen wieder bergauf gehen, dann sind mehr Zinsen zu zahlen als bei Fixkrediten. " Es könnte bei 10 bis 20 Prozent der Darlehen zu Zahlungsschwierigkeiten kommen", sagt der Insider.
Hart ins Gericht geht er auch mit den zahlreichen Regulierungen. "Seit der Finanzkrise gibt es 4000 neue Seiten an Gesetzen. Doch sie sind zum Teil widersprüchlich, man kennt sich nicht aus, nicht einmal die Finanzmarktaufsicht." Jüngstes Beispiel sei das Kontoregister, es beinhalte eine Unmenge an Fehlern. Neuester Streich: Rückwirkend bis 2011 sollen nun alle Bankomatbehebungen gemeldet werden. Wohl um Gebühren vorzubauen, mutmaßt der Banker.
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