Österreich droht ab 2030 der Strom-Engpass

Förderung für Erneuerbare lässt Großhandelspreise einbrechen.
Zu große Abhängigkeit vom Ausland und zu wenige Kraftwerke im Inland, warnt Regulator E-Control

Der Stromverbrauch in Österreich steigt kontinuierlich. Der Regulator E-Control erwartet, dass der Stromverbrauch bis 2030 um acht Prozent steigen wird. Zugleich aber hinkt die Erzeugung schon jetzt dem Bedarf hinterher. „Ohne zusätzliche thermische Kraftwerke ist im Jahr 2030 die Versorgungssicherheit nicht mehr gegeben“, warnt nun E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. „Schon jetzt gibt es im Winter eine systematische Unterdeckung.“

Zu Jahresbeginn 2017 etwa (siehe Grafik) musste bis zu einem Drittel des Bedarfs bereits importiert werden. Ohne Importe hätte der Bedarf nur an zehn Tagen aus eigenen Ressourcen gedeckt werden können, so Eigenbauer. Wir können uns nur noch eingeschränkt selbst versorgen.“

Importe werden aber zunehmend zum Problem. Denn auch in anderen Ländern wird der Strom knapp. So waren laut E-Control im Winter 2017 nur noch Deutschland und Tschechien lieferfähig. 2030, so rechnet die E-Control, werde es aufgrund der Energiewende in beiden Ländern ebenfalls zu einer deutlichen Unterdeckung kommen. Fahren aber alle Länder eine Importstrategie, werde sich die Versorgung nicht ausgehen.

Modernisierung

Die E-Control folgert daraus, dass mehr Strom aus heimischer Erzeugung notwendig werde. Doch es werde zu wenig modernisiert und gebaut. „Aktuell gibt es eine Diskussion über vermehrte Kraftwerksstilllegungen, sodass davon auszugehen ist, dass die thermischen Kraftwerke ihre Rolle nicht mehr im vollen Umfang erfüllen werden können“, so Eigenbauer. Die Leistung der größeren thermischen Kraftwerke sei in den vergangenen Jahre markant gesunken und inzwischen nur noch etwas höher als jene der Windkraftanlagen. „Irgendwann stellt sich für solche Kraftwerke die Frage, ob es sich noch rechnet.“

Hinzu komme als weitere große Herausforderung das Ziel, bis 2030 zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen: „Wir tauschen zunehmend sichere Kraftwerkskapazitäten in unsichere Ressourcen, zum Beispiel Windräder.“

Für die Energiewende braucht es aber laut Leonhard Schitter, Präsident von Österreichs Energie, Investitionen von 50 Milliarden Euro. Dies betreffe Wasserkraft, Fotovoltaik und Wind. Bei Wind bedeute es mehr als eine Verdoppelung der derzeit 1200 Anlagen. Bei Fotovoltaik müsste es sogar 14-mal so viel geben.

Staatsaufgabe

Eigenbauer möchte daher einen Diskussionsprozess starten. „Ohne zusätzliche thermische Kraftwerke wird es 2030 keine Versorgungssicherheit geben.“ Die Finanzierung neuer oder modernisierter Kraftwerke könnte auch zur Staatsaufgabe werden, denkbar etwa über die Netzkosten. Finanziell und technologisch sei die Sicherstellung der Versorgung möglich, aber es werde nicht leicht. Zumal im Kraftwerksbau Entscheidungen langfristig fallen würden. „In den nächsten fünf Jahren muss etwas geschehen, um bis 2030 fertig zu werden.“ Eine Renaissance der Atomkraft sei jedenfalls keine Option, um die Probleme zu lösen, stellt Eigenbauer klar. Aktuell liegt Österreich bei der Stromversorgungs-Sicherheit im EU-Spitzenfeld. Laut Schitter gibt es nur 24 Minuten Ausfall im Jahr.

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