Österreich braucht mehr Einsteins
Die Forschungserfolge von heute sind das Wachstum und die Jobs von morgen: Deshalb stehen die großen Wirtschaftsblöcke der Welt in einem ständigen Wettstreit, wer die besten Ideen hat, die innovativsten Produkte entwickelt und die meisten Patente anmeldet.
Die EU hinkt seit Jahren gegenüber den Vereinigten Staaten und Japan nach. Die gute Nachricht: "Wir haben unsere Innovationskraft rascher verbessert und konnten die Lücke zu den USA und zu Japan etwas schließen", sagte EU-Forschungskommissarin Geoghegan Quinn am Dienstag bei der Präsentation des "EU-Innovationsanzeigers" 2014. Allerdings warnte die Irin: "Südkorea konnte seinen Vorsprung noch ausbauen. Und China holt rasch auf."
Österreich stagniert
Im Jahr 2009 lag Österreichs Forschung auf Platz sechs. Seither geht es bergab: Aktuell reicht es gerade noch für einen Top-Ten-Platz, Irland hat uns gerade überholt.
"Das ist ein Warnschuss für Österreichs Innovationspolitik", sagt WIFO-Chef Karl Aiginger zum KURIER. Bei der Innovation knapp über EU-Durchschnitt: Das könne nicht der Anspruch für das Land mit dem zweithöchsten EU-Einkommen (nach Luxemburg) sein. "Wir haben bei der Konsolidierungsstrategie oft betont, dass Forschung, Bildung und Umwelt Vorrang haben müssen."
Österreichs Schwächen
Besonderen Aufholbedarf gibt es in Sachen Risikokapital: Es mangelt an Investoren, die innovativen Firmen mit Geld unter die Arme greifen. Dass Österreichs Akademikerquote zu niedrig ist, ist sattsam bekannt. Die EU kritisiert obendrein, dass unsere Unis für Doktoranden aus Nicht-EU-Ländern wenig attraktiv sind. Damit fehlen uns die Top-Forscher von morgen.
Österreichs Stärken
Gute Noten gibt es für die Fülle wissenschaftlicher Veröffentlichungen – gerade mit ausländischen Kollegen. "Das zeigt Österreichs gute internationale Verflechtung", kommentiert WIFO-Experte Jürgen Janger. Er sieht Österreich etwas unter Wert geschlagen: Die Statistik verfälsche einige der Kriterien zu unseren Ungunsten.
Die Forschungsausgaben von Staat und Unternehmen liegen über dem EU-Durchschnitt. Erfreulich: Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) sind besonders eifrige Innovationstreiber. Positiv ist zudem, dass Österreichs Regionen ein ausgeglichenes Bild abgeben – es gibt keine Stadt-Land-Schere wie in Frankreich oder Spanien.
Schweden ist noch top
Die EU-Musterschüler sind wie so oft im Norden zu finden: Schwedens Spitzenplatz sei aber nicht in Stein gemeißelt, warnte EU-Industriekommissar Antonio Tajani: Das Land könnte seine Führungsrolle einbüßen – es hat sich so wie auch Großbritannien und Kroatien verschlechtert. Den größten Sprung vorwärts haben hingegen Portugal, Estland und Lettland gemacht.
Der "Innovationsanzeiger" ist ein Beispiel, wie zahlenfixiert Brüssel ist: 25 Kriterien sollen die jährlichen Forschungsfortschritte messbar machen.
So fließt z.B. ein, wie viele Uni-Abschlüsse es gibt, wie viel wissenschaftlich veröffentlicht wird, wie viel Geld Staat und Firmen für Forschung ausgeben, ob Risikokapital verfügbar ist, wie gut KMU kooperieren, wie viele Patente angemeldet werden, ob Geld aus Markenrechten lukriert wird und wie viele IT-Jobs es gibt.
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