Ölpreis fällt weiter: "Sprit noch zu teuer"

Tanken ist heuer billiger geworden, laut ÖAMTC aber nicht billig genug
Der Autofahrerclub ÖAMTC kritisiert die viel zu geringe Senkung der Preise für Benzin und Diesel.

Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) hat mit ihrem Treffen am vergangenen Freitag in Wien den heimischen Autofahrern Freude bereitet. Denn die Ölländer konnten sich nicht auf eine Förderreduktion einigen, um das Überangebot zu reduzieren. Die OPEC legte sich auf gar kein Förderlimit fest, sie ließ offen, wie viel Öl genau gefördert wird.

Die Folge: Es gibt viel zu viel Öl am Markt, der Preisverfall setzt sich fort. Und das sollte die Spritpreise weiter drücken. Diesel kostet an einigen Tankstellen pro Liter bereits weniger als einen Euro. Und auch der Benzinpreis sollte sich in diese Richtung bewegen. Doch im Vergleich tzu den Ölpreisen, die am Montag erneut deutlich gefallen sind, geht die Verbilligte bei Sprit „viel zu langsam“, wie ÖAMTC-Völkswirtin Elisabeth Brandau betont. „Die Preise gehen nach unten, diese Richtung stimmt. Aber die Verbilligung ist zu gering“, sagt Brandau. Ihrer Meinung nach müsste der Liter Diesel durchgehend unter einem Euro liegen und Benzin nur knapp über einem Euro.

Autobahn-Tankstellen

Zu teuer seien jedenfalls die Preise an den Autobahntankstellen. Seit Mitte September koste Diesel dort 1,399 Euro je Liter. „Da geht nichts weiter“, sagt Brandau. Super-Benzin an den Autobahn-Stationen sei mit 1,469 Euro je Liter „wahnsinnig teuer“.

Im Durchschnitt ist Superbenzin gegenüber Anfang Dezember des Vorjahres nur um rund drei Prozent billiger geworden, ähnlich ist es bei Diesel. Da sollte in den nächsten Monaten noch einiges an Verbilligung bevorstehen, erwartet Brandau.

Erste Group-Öl-Analyst Tamas Pletsar geht davon aus, dass sich der Ölpreis erst in vier bis fünf Jahren wieder nach oben bewegen wird. „Hängen wir dann noch immer so stark vom Öl ab wie jetzt, könnte der Preisanstieg abrupt und steil sein“, sagt er. Ab 2020 werde nämlich das Ölangebot deutlich fallen, weil derzeit fast nichts in neue Förderung investiert werde.

Sollte es Europa und den USA allerdings gelingen, die Elektroautos marktfähig zu machen, werde der Ölpreis auch nach 2020 nicht steigen. „Das könnte schwierig werden für die OPEC“, glaubt Pletsar. Das Ölmarktkartell komme mit solchen „Schocks“, wie es eine starke Änderung der Nachfrage nach Benzin und Diesel wäre, nämlich nicht zurecht. Denn auch auf das Öl-Überangebot durch US-Schieferöl wusste die OPEC keine Antwort. Am Montag jedenfalls ging der Pries ür Nordseeöl der Marke Brent um 3,6 Prozent auf 41,60 Dollar je Fass (150 Liter) zurück. „Ich denke, dass die Ölpreise bis weit ins erste Quartal 2016 hinein tief bleiben werden, vielleicht sogar unter 40 Dollar je Fass fallen“, sagt Pletsar.

Für eine Reihe von Ölstaaten – allen voran Venezuela – wird der niedrige Ölpreis zusehends zum Problem. Dem Land fehlen die Einnahmen, der Unmut in der Bevölkerung wächst, was sich auch im Ergebnis der Parlamentswahlen zeigt.

Iran verärgert

Auch der Iran ist unzufrieden. Das Land könnte im nächsten Jahr seine Ölexporte in vollem Umfang aufnehmen, sobald die Sanktionen beendet sind. Fast drei Mal so viel Öl wie jetzt kann es dann ausführen. Bei einem noch niedrigeren Ölpreis werden die Einnahmen aber nicht so hoch wie erhofft. Das ölreiche Saudi-Arabien kann relativ gelassen zusehen. Es sitzt noch auf fetten Reserven aus der Zeit des hohen Ölpreises.

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