Ölpreis: Der große Schub ist schon vorbei

Ölförderung
Teureres Rohöl wird die Produktion von Schieferöl in den USA anheizen.

Nachdem die OPEC Ende November in Wien beschlossen hatte, die Ölförderung 2017 zu reduzieren, legte der Ölpreis kräftig zu: 54 Euro je Fass kostet Nordseeöl Brent inzwischen, um 15 Dollar mehr als noch im November und doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Dass der Anstieg des Ölpreises in diesem Tempo weitergeht, ist allerdings ausgeschlossen. Der große Teuerungsschub sei vorbei, sind Ölmarktanalysten überzeugt. Zwei wesentliche Gründe nennt Tamas Pletser, Öl-Analyst der Erste Group, dafür: Die OPEC-Mitglieder würden sich nur zu 60 bis 70 Prozent an ihre Vereinbarung, die Förderung heuer um 1,3 Million Fass pro Tag zu reduzieren, halten. Das größte Ölförderland Saudi- Arabien und seine sunnitischen Verbündeten am Golf würden zwar kaum mehr als ihre Quote produzieren, der Irak und der Iran aber schon, meint Pletser.

Der Iran habe ohnehin einen Sonderstatus. Denn er habe eine Förderquote von rund 3,8 Millionen Fass pro Tag zugestanden erhalten, die er zuletzt vor dem Verhängen der Handelssanktionen erfüllt hatte.

Mit Unsicherheiten behaftet sei auch, ob die Nicht-OPEC-Länder Russland, Kasachstan und Aserbaidschan ihre Kürzung im vereinbarten Ausmaß von fast 600.000 Fass am Tag einhalten.

USA und Libyen

Die spannende Frage für den Ölmarkt 2017 aber drehe sich um die Ölproduktion in den USA und in Libyen. Pletser rechnet mit "einer sehr starken Erholung der US-Schieferölproduktion". Das werde die große Überraschung für den Ölmarkt im heurigen Jahr und auch der Hauptgrund dafür, dass der Preis nicht über 60 Dollar je Fass steigen werde. "Er wird eher bei 50 als bei 60 Dollar im Jahresdurchschnitt zu liegen kommen", glaubt der Erste-Group-Analyst.

Und schließlich könnte auch Libyen für eine Überraschung sorgen. Schon im vierten Quartal 2016 sei die Ölförderung, die wegen der Kämpfe zeitweise zum Erliegen kam, wieder gestiegen. Nur 200.000 Fass pro Tag hat das Land in der Krise produziert, 900.000 Fass sollen es demnächst sein. Auch die OMV beginnt wieder aus ihren Feldern in Libyen Öl zu pumpen, vorläufig sind es 3000 Fass am Tag.

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