Ölkonzerne leiden massiv unter Preissturz

Saudi-arabischer Öl-Konzern Aramco senkt Ölpreis
Shell, Total und Eni erleiden im ersten Halbjahr Milliardenverluste und müssen Investitionen kürzen.

Der Ölpreiseinbruch während der Coronakrise hat dem britisch-niederländischen Ölkonzern Shell einen dicken Verlust eingebrockt. Wegen hoher Abschreibungen im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 18,1 Mrd. US-Dollar (15,4 Mrd. Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in London mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Shell noch einen Gewinn von knapp 3 Mrd. Dollar erzielt. Wegen des beispiellosen Nachfrage- und Preisverfalls bei Öl schrieb Shell 16,8 Mrd. Dollar ab. Bereinigt brach der Gewinn wegen niedriger Preise für Öl und Flüssiggas auf 638 Mio. Dollar ein.

Total

Hohe Abschreibungen infolge der Coronakrise haben auch dem französischen Ölkonzern Total im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Verlust von 8,4 Mrd. US-Dollar (7,2 Mrd. Euro), nach einem Gewinn von 2,8 Mrd. Dollar ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in Paris mitteilte. Als Grund für die Abschreibungen nannte Total-Chef Patrick Pouyanne den Einbruch der Nachfrage nach Öl und Gas infolge der Coronavirus-Pandemie und des damit verbundenen Preisverfalls.

Im zweiten Quartal sei der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent auf im Schnitt 30 Dollar je Fass abgesackt, sagte Pouyanne. Der Gaspreis habe einen historischen Tiefstand erreicht, und die Margen im Raffinerie-Geschäft seien zusammengebrochen. Total hatte die Abschreibungen bereits am Vorabend angekündigt. Analysten hatten zuvor lediglich mit einem Quartalsverlust von rund 650 Mio. Dollar gerechnet. Vor Total hatten BP und Royal Dutch Shell herbe Abschreibungen angekündigt. Der französische Konzern hatte bereits im ersten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten und daraufhin seine Investitionen zusammengestrichen.

Eni

Der italienische Energiekonzern ENI SpA (Ente Nationale Idrocaburi) hat im ersten Halbjahr 2020 stark die Auswirkungen der Coronavirus-Krise zu spüren bekommen. Das Unternehmen meldet einen Verlust von 7,34 Mrd. Euro nach einem Gewinn von 1,516 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum 2019. Der Umsatz lag im ersten Halbjahr bei 18,82 Mrd. Euro, die Verschuldung bei 19,97 Mrd. Euro.

ENI kündigte die Kürzung von Investitionen in Höhe von 2,6 Mrd. Euro an. Die Ausgaben sollen um 1,4 Mrd. Euro reduziert werden, statt um 600 Mio. Euro, wie der Konzern bisher geplant hatte. 2021 soll die Kostenreduzierung 1,4 Mrd. Euro betragen. Im nächsten Jahr will ENI die Investitionen um 2,4 Mrd. Euro kürzen.

"Wir haben das schwierigste Halbjahr in der Geschichte der Öl-und Gasindustrie erlebt. Die Preise sind infolge der Coronakrise und der geopolitischen Spannungen zusammen mit der Nachfrage eingebrochen. Lediglich der außerordentliche Einsatz des Ölkartells OPEC hat dem Markt ein Minimum an Stabilität beschert", kommentierte ENIs CEO Claudio Descalzi. In diesem schwierigen Umfeld habe ENI prompt reagiert, in dem der Konzern die Pläne für 2020 und 2021 revidiert habe.

Die Mailänder Börse reagierte negativ auf ENIs Halbjahresergebnisse. So verlor die Aktie des Energiekonzerns am Donnerstag 3,7 Prozent an Wert.

 

 

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