Ökostrom wird "Big Business": Investoren stehen Schlange

Großanleger finden Gefallen an der Energiewende.

Allianz Versicherung, Gothaer oder der australische Infrastrukturfinanzierer MacQuarie: Sie alle sind neuerdings Ökostrom-Fans und investieren Milliarden in erneuerbare Energien. "Ökostrom ist aus der Nische herausgekommen. Er wird zum Kernbereich der Stromerzeugung in Europa", sagt Walter Boltz, ehemaliger Vorstand der E-Control und nun Berater bei der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie in Wien.

Großinvestoren schätzen die langfristig gesicherte Rendite, die diese geförderten Stromerzeugungsanlagen liefern. Auch wenn die Erträge nicht üppig sind – zwei bis vier Prozent im Jahr – sind sie doch eine attraktive Alternative zu den Nullzinsen am Kapitalmarkt.

Boltz sieht das Vordringen der Finanzinvestoren in die Ökostrombranche durchaus positiv. "Wenn Europa bis 2025 die Hälfte des Stroms aus erneuerbarer Energie erzeugen will, ist dafür viel Kapitaleinsatz notwendig. Das schaffen Häuslbauer mit den kleinen Solaranlagen am Dach nicht mehr", ist Boltz überzeugt.

Erfreulich sei auch der Preistrend bei den Ökostromanlagen. Vor allem Wind- und Sonnenenergie werde stetig günstiger. 2025 sollten Windräder am Land und Fotovoltaik Strom deutlich billiger produzieren als Gaskraftwerke. Das bedeute aber auch, dass die Förderungen nicht mehr in der Art und Höhe aufrechterhalten werden könnten wie bisher. Boltz hält einen Umstieg auf das Ausschreibungsmodell wie in Deutschland für angebracht. Noch aber werde das Fördervolumen in Österreich steigen, bis es in ein bis zwei Jahren mit rund einer Milliarde Euro den Höhepunkt erreichen dürfte.

Stromnetze verkaufen?

Im Fokus von Finanzanlegern steht auch die Infrastruktur. Strom- und Gasnetze liefern dank der von den Regulatoren festgesetzten Durchleitungstarife stabile Renditen. Der Verkauf von Infrastruktur ist politisch allerdings höchst umstritten, wie kürzlich beim Einstieg der Allianz beim heimischen Gasnetzbetreiber Gas Connect Austria deutlich wurde.

Boltz sieht im Einstieg von ausländischen Investoren in die Infrastruktur aber kein Problem. Im Gegenteil: "Infrastruktur ist am besten für ausländische Kapitalgeber geeignet. Stromleitungen oder Gaspipelines können sie ja nicht ins Ausland verlagern", sagt er. Zudem habe die Politik genügend Möglichkeiten, Kontrolle über diese Leitungen auszuüben. Sie könne den Ausbau fordern und bei Nichteinhaltung der Vorgaben Konzessionen entziehen. "Der Eigentümer von Infrastruktur hat wenig Autonomie", betont Boltz. Deutschland hat mit dem Teilverkauf von Netzen jedenfalls keine Probleme. Die Versorgungssicherheit sei konstant hoch.

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