Ökonom Kocher stellt fest: "Regierung fehlt der Plan"

IHS-Chef Martin Kocher.
Die Regierung muss eine Strategie entwickeln, wie Unternehmensinvestitionen angekurbelt werden können, sagt der neue IHS-Chef.

Martin Kocher, der neue Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), sagt Österreich ein relativ stabiles Wachstum voraus. Das Plus von durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr ist allerdings nicht gerade üppig. Vor allem von den Investitionen der Unternehmen kommen wenig Impulse. Angesichts von Brexit, Wahlen und dem möglichen Ende der ultralockeren Geldpolitik der EZB fühlen sich die Unternehmer nicht sicher genug, um mehr Geld für Zukunftsinvestitionen in die Hand zu nehmen. Vor der Krise hätten Investitionen 24 bis 25 Prozent zum heimischen Bruttoinlandsprodukt beigetragen, jetzt wären es nur noch 22 Prozent. Um hier Schwung hineinzubringen, müsste die Regierung einen großen Plan haben, "den hat sie aber nicht", stellt Kocher fest. EU-Beitritt, dann die Osterweiterung – in den vergangenen Jahrzehnten war die Wirtschaftspolitik durch äußere Ereignisse klar ausgerichtet. "Im Moment kommt aber nichts von außen", sagt der Ökonom und fordert die Regierung auf, eine Strategie festzulegen. Mögliche Themen wären die Internationalisierung der Wirtschaft, Bildung sowie der Umgang mit der Digitalisierung.

Laut neueren Studien werde die Digitalisierung viele Jobs im mittleren Einkommensbereich abschaffen. Eine Wertschöpfungsabgabe (Robotersteuer) als neue Quelle für Sozialtöpfe wünscht sich Kocher trotzdem nicht. "Ich bin kein großer Fan davon, auch weil die Auswirkungen auf Forschung und Investitionen unklar sind." Als Alternative sollten natürliche Ressourcen sowie Grund und Boden höher besteuert werden. Dafür könnte die Einkommensteuer gesenkt werden.

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