ÖIAG-Pakt mit Mexikanern ist "Unterwerfungsvertrag"

TA-Chef Hannes Ametsreiter beklagt die teure LTE-Frequenzauktion.
Kritik am Syndikat mit Staatsholding – Ex-Vorstände zahlen für Vergleich Millionen Euro zurück.

Die Telekom Austria (TA) hat sich mit zwei Ex-Vorständen auf millionenschwere Vergleiche geeinigt: Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer zahlt weitere zwei Millionen Euro – 500.000 Euro hat er schon zurückerstattet. Kronzeuge Gernot Schieszler stottert in Raten gut eine Millionen ab.

Insgesamt sind bisher 2,8 Mio. Euro an Schadenersatz und Wiedergutmachung geflossen, teils für zu Unrecht kassierte Boni, teils freiwillig. Die gesamten angemeldeten Ansprüche von fast 37 Mio. Euro zu bekommen, sei unrealistisch, sagte Rudolf Kemler, Chef der Staatsholding ÖIAG, am Mittwoch bei der TA-Hauptversammlung.

Für das Unternehmen sei die Aufarbeitung der Malversationen abgeschlossen, so Kemler. Allerdings laufen sieben von 19 Verfahren weiter. Das geht ins Geld: Für Anwälte und Gutachter hat die TA bereits 6,3 Millionen gezahlt.

Beschlüsse standen zwar keine auf der Tagesordnung, großes Thema war er trotzdem: der neue mexikanische Großaktionär América Móvil (Amov). Amov-Chef Daniel Hajj, der Schwiegersohn von Eigentümer Carlos Slim, meldete sich per Videobotschaft zu Wort. Die TA solle ein relevanter Spieler in Europa werden, so Hajj. Er sieht in Osteuropa „interessante Möglichkeiten für Zukäufe“. Bisher sei die TA durch ihre geringe Größe eingeschränkt gewesen, ihre Finanzsituation nannte Hajj „zeitweise herausfordernd“.

Streubesitz

Für Diskussionen sorgte der Syndikatsvertrag von Amov mit der ÖIAG. Dieser räumt den Mexikanern die industrielle Führung ein, die Staatsholding erhält Vetorechte. Amov stellt künftig 8 von 10 Kapitalvertretern im Aufsichtsrat. Solange die ÖIAG 25 Prozent an der TA hält, ist diese für die Expansion in Osteuropa zuständig. Verwaltung und Forschung sollen in Österreich bleiben, auch die Notiz an der Börse Wien bleibt.

Die Vereinbarung sei ein „Unterwerfungsvertrag“, kritisierte Anlegervertreter Wilhelm Rasinger, „immerhin durften wir aussuchen, wem wir uns unterwerfen“. Die Mexikaner bieten im Rahmen des laufenden Übernahmeangebots 7,15 Euro pro Aktie, das Angebot sei „unter diesen Umständen fair“. Bisher seien Kleinaktionäre nur enttäuscht worden.

Rasinger hofft, dass América Móvil professioneller agiert. Der Konzern betreut 265 Millionen Handykunden in 18 amerikanischen Ländern. Aktuell hält Slim 26,8 Prozent, die ÖIAG 28,4 Prozent. Die Mexikaner versprechen, dass zumindest 24 Prozent der Aktien in Streubesitz bleiben. 2013 war von der teuren Frequenzauktion um 1,03 Mrd. Euro und dem Kauf von Diskonter Yesss! (400 Mio. Euro) belastet. Die TA schlägt unverändert 0,05 Euro Dividende vor.

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