ÖBB: Zweigleisige Sanierungsstrategie

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Der Umbau der Rail Cargo Austria spießt sich. Bahnboss Kern und Aufsichtsratschef Pöchhacker streiten um Vorstand.

Die heimische Bahn, die im Personenverkehr wieder zu den pünktlichsten Bahnen Europas zählt, hat beim Umbau der stark angeschlagenen Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria gewaltig Verspätung. Vor allem bei der Besetzung des Vorstandes und dadurch auch bei der Strategie fährt die RCA den Plänen weit hinterher.

Die Verspätung droht sich weiter zu vergrößern, denn die Kür eines dritten Vorstands könnte – so Insider – in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 26. Juni neuerlich verschoben werden. Oder aber es kommt, meinen einige Aufsichtsräte, zu einer Kampfabstimmung. Der Grund für die Verzögerung: ÖBB-Chef Christian Kern und Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker fahren bei der Neuausrichtung der Gütersparte auf zwei verschiedenen Gleisen.

Praktiker

Pöchhacker drängt dem Vernehmen nach darauf, dass ein Praktiker aus dem Eisenbahngeschäft auf diesen Sessel gehievt wird. Er soll wie etliche andere ÖBB-Manager auch unzufrieden mit RCA-Vetriebschef Erik Regter sein, den Kern vom Verbund-Konzern – aus dem er selbst kommt – in die Bahn geholt hat.

Pöchhackers Wunschkandidat soll daher Arnold Schiefer sein. Schiefer, der unter der schwarz-blauen Regierung Mitte 2006 Vorstand in der Infrastruktur Betrieb wurde, ist seit Mitte 2010 Finanzchef der ungarischen Gütertochter RCH (früher MAV Cargo).

Schiefer steht zwar auf der vier Namen umfassenden Shortlist, Kerns Wunschkandidat ist aber Georg Kasperkovitz , Berater bei McKinsey mit Schwerpunkt Infrastruktur. Kasperkovitz hat bisher bereits an etlichen Umstrukturierungen in den ÖBB mitgearbeitet und kennt das Unternehmen daher sehr genau.

Gegen Kasperkovitz wehrt sich allerdings Pöchhacker, bahnintern wird sein Ausspruch: "Nicht schon wieder einen Berater", zitiert. Nur Außenseiter-Chancen haben für den Job als RCA-Vorstand Clemens Först , Strategie-Chef der ÖBB-Holding – er kommt ebenfalls von McKinsey – und Johann Wodaczek , der ebenfalls in der Konzernstrategie sitzt.

Wesentlich einfacher dürfte die Neubesetzung des Postens des Finanzchefs in der ÖBB-Holding selbst werden. Der Vertrag des derzeitigen Finanzvorstandes Josef Halbmayr , der sich neuerlich beworben hat, wird mit ziemlicher Sicherheit verlängert. Halbmayr sitzt auf einem ÖVP-Ticket.

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