ÖBB-Tochter: Licht am Ende des Verlust-Tunnels
Die ÖBB sehen bei ihrer Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) langsam Licht am Ende des Tunnels. Zwar dürfte nach den massiven Verlusten 2009 und 2010 das Betriebsergebnis (Ebit) auch 2011 noch negativ ausgefallen sein. Für die heikelste RCA-Baustelle, die 2008 gekaufte ungarische Güterbahn MAV Cargo (heute Rail Cargo Hungaria/RCH) konnte ÖBB-Chef Christian Kern im RCA-Aufsichtsrat am Dienstag zumindest vorerst Entwarnung geben. Nach 67 Millionen Euro Betriebsverlust 2010 stand 2011 ein hauchdünner Betriebsgewinn von 0,4 Millionen Euro unterm Strich.
Der zu einem Gutteil freilich auch auf massiven Personalabbau zurückzuführen ist: Insgesamt wurde die RCH-Belegschaft um rund 1100 auf 2285 reduziert.
Dass die RCH Marktanteile verloren hat – wie ÖBB-intern kolportiert wird –, dementiert Kern: Der Umsatz der RCH sei 2011 trotz rückläufiger Transportvolumina seit dem Sommer um 1,1 Prozent auf 262,5 Millionen Euro gestiegen: „Das ist angesichts der Wirtschaftslage ja nicht wirklich schlecht.“
Kooperation
Optimistisch ist der ÖBB-Chef auch für die Zukunft der Ungarn-Tochter. Durch die Kooperation mit der Staatsbahn MAV – die der MAV unter anderem Aufträge für Wartung und Reparaturen von ÖBB-Fahrzeugen im Volumen von 65 Millionen Euro bringt – sei die RCA in Ungarn weit besser aufgestellt als früher. Denn die Kooperation bringe den ÖBB langfristig auch eine deutliche Reduktion des Schienenbenutzungsentgelts, das die RCH an die MAV zahlen muss.
Ob mit der MAV-Kooperation die Suche nach einem Partner für die RCH vom Tisch ist, ist offen. Der Unternehmensberater Capital Partners (VCP) war im vergangenen Herbst mit der Partnersuche beauftragt worden. Kern: „Wir sind offen für weitere Kooperationen, etwa bei Terminals.“ Ob das neuerlich mit der MAV oder aber über den Einstieg eines Kapitalgebers erfolgen soll, will der Bahn-Chef nicht kommentieren.
Aufräumarbeiten
Bis die gesamte Gütersparte wieder schwarze Zahlen schreibt, sind allerdings noch etliche Aufräumungsarbeiten nötig. Unter anderem bei den Auslandstöchtern, in denen etliche Affären ans Licht kamen. So soll bei Lkw-Transporten nach Russland regelmäßig Schmiergeld geflossen sein, in der Türkei soll der Zoll geschmiert worden sein.
Intern gibt es zahlreiche Kritik an Vertriebsvorstand Erik Regter, den Kern vom Verbund holte. Regter mache – so RCA-Insider – zu wenig, um das Geschäft anzukurbeln. Kern ortet in der Kritik gezielte Aktionen gegen den Manager. Sollte es aber für die Marktstrategie notwendig sein, werde man einen dritten Vorstandsposten ausschreiben. Grünes Licht vom Aufsichtsrat hat Kern dafür bereits.
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