ÖBB: Mehr Gewinn, mehr Steuergeld
Wir haben die Dachgleiche geschafft, es regnet nicht mehr herein. Aber mit dem Innenausbau sind wir noch eine Weile beschäftigt.“ Die ÖBB sind zwar laut Bahn-Chef Christian Kern 2013 „wieder einen Schritt weitergekommen“, aber noch nicht am Ziel. Der „Schritt weiter“ bedeutet eine Steigerung des Gewinns um 38 Prozent auf 102,5 Millionen Euro. Dabei schrieben alle drei großen Konzernbereiche – Personenverkehr, Güterverkehr und Infrastruktur – schwarze Zahlen. Auch die Gütertochter RCA, die trotz eines Umsatzrückgangs um 2,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro den operativen Gewinn auf 58 Mio. Euro steigerte.
Allerdings stiegen auch die Zahlungen der öffentlichen Hand an die Bahn um rund 150 Millionen Euro. Die ÖBB erhielten für so genannte Leistungsbestellungen mit 965 Millionen Euro mehr als 2012. Die Erhöhung stammt – so ÖBB-Chef Christian Kern – vor allem aus der Bestellung zusätzlicher Verkehre durch Bund und Länder, die sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Das sei – verteidigt Kern die stattlichen staatlichen Zahlungen – nur auf der Westachse zwischen Wien und Salzburg der Fall. Die Südstrecke werde erst nach dem Bau von Semmering- und Koralm-Tunnel rentabel. Für die von der ÖVP früher favorisierten, jetzt wegen der Kosten heftig kritisierten Koralm-Strecke zwischen Graz und Klagenfurt brach Kern eine Lanze: „Das ist ein Projekt, das man vor seinen Erfindern schützen muss.“
Ausbau
Die Personalkosten gingen zwar etwas zurück, in den nächsten Jahren kommen allerdings auf die Bahn große Probleme zu. Kern: „2020 sind wir dann wirklich überaltert.“ Durch die massiven Frühpensionierungen ab 2003 ist das Durchschnittsalter der Belegschaft drastisch angestiegen. Gegensteuern wollen die ÖBB mit Altersteilzeit-Modellen (siehe unten) und einer 2013 fixierten Arbeitszeitverkürzung auf 38 Wochenstunden.
Durchwachsen fiel das Verkehrsvolumen aus: Zwar stieg die Zahl der Bahn-Passagiere auf 234 Millionen, der Zuwachs stammt allerdings ausschließlich aus dem boomenden Nahverkehr. Der Fernverkehr stagnierte auch wegen der Konkurrenz der privaten Westbahn AG von Strabag-Miteigentümer Hans-Peter Haselsteiner. Das Busgeschäft litt unter sinkenden Schülerzahlen und dem steigenden Wettbewerb durch private Anbieter. Heuer will die Bahn das Betriebsergebnis um 50 Prozent auf 155 Mio. € steigern.
Auf das Arbeitsmarktservice kommt in den kommenden Jahren eine zusätzliche finanzielle Belastung zu. Denn ab Mitte 2014 können auch unkündbare Eisenbahner ab dem 58. Lebensjahr mit Unterstützung des AMS in die Altersteilzeit gehen. Bisher war das nicht möglich, denn die Grundvoraussetzungen dafür sind 15 Jahre Beitragszahlung in die Arbeitslosenversicherung. Diesen Beitrag müssen die Eisenbahner nach einem Höchstgerichtsurteil aus dem Jahr 1997 seit dem Jahr 2000 abliefern, obwohl sie auf Basis ihrer Arbeitsverträge praktisch unkündbar sind.
"Gleis-Greise"
Hebenstreit: "In ein paar Jahren haben wir nur noch ,Gleis-Greise‘." Daher brauche man entweder andere Arbeitsbedingungen für ältere Mitarbeiter oder Frühpensionen. Das Altersteilzeit-Modell, zu dem auch die ÖBB finanziell beisteuern, sei ein Mittelweg, laut Hebenstreit sollen es jährlich rund 400 Eisenbahner annehmen.
ÖBB-Chef Christian Kern ist nicht so optimistisch. Er erwartet, dass sich heuer nur etwa 150 Eisenbahner für das Modell entscheiden, die Einkommenseinbußen seien beträchtlich. Eine Subvention für die ÖBB sieht er ebenfalls nicht: "Die Eisenbahner zahlen ja Beiträge wie alle anderen, daher stehen ihnen ja auch die Leistungen zu."
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